Konrad Brälin von Trochtelfingen (wirkte zwischen 1440-1480)
Hymnorum expositio.
Augsburg, oder auch Ansbach, 13. März 1467
Handschriftliches Kolophon in Rot auf dem letzten Blatt umfasst u.a. den Eintrag: „Scriptum a me Cunrado brälin de Trochtelfingen“, jedoch ohne Ortsangabe. Der Entstehungsort ergibt sich jedoch einerseits aus dem Wasserzeichen des verwendeten Papiers, welches hiernach Ansbach zuzuschreiben wäre: Zwei gekreuzte Schlüssel, darüber Kreuz (lt. Piccard 121294 = Ansbach, 1466). Der abschließende Hymnus zum Fest der Heiligen Afra legt wiederum einen Hinweis auf die Stadt Augsburg als Entstehungsort nahe.
Bisher unveröffentlichte spätmittelalterliche Handschrift in lateinischer und deutscher Sprache auf Papier. Die Handschrift beinhaltet eine Auslegung der Hymnen im Stundengebet, verfasst durch Conrad Brälin aus Trochtelfingen. Urkundlich belegt sind in Trochtelfingen der Pfarrer Eberhard Brälin (1421) und der Kirchherr Johannes (Hans) Brälin (1457).
Die Hymnen bzw. Hymnenstrophen sind nach der Abfolge der Feste im Kirchenjahr geordnet. Die Handschrift beginnt mit Blatt 2ra:) „In adve[n]tu ad uesp[er]as / (C)Onditor alme sideru[m] | O alme [con]dito[r] o du hailger | schöpffer …“ und endet mit dem Hymnus zur Vesper des Festes St. Afra, der Schutzheiligen Augsburgs auf Blatt 39ra: „(G)Aude ciuitas augusta. Du stat o[u]g | spurg frö[w] dich …“.
Das Kolophon in Rot: „Et sic est finis ymnor[um] expo-|sic[ionis] p[er] c[urri]culu[m] an[n]i … 1467 die p[ro]xi[mo] p[ost] festu[m] g[re]go[r]ij“.
Auf einen Abschnitt mit dem lateinischen Text eines Hymnus, der durch eine glossenartige Wort-für-Wort-Übersetzung ins Deutsche durchschossen ist, folgt jeweils als zweiter Teil eine zusammenhängende deutsche Übersetzung bzw. freiere Paraphrasierung des Hymnus, meist überschrieben mit: „des ymnus mainung kurtz“ oder „sensus brevis“ o.ä..
Besonders spannend ist auch ein im Werk befindliches, aus Pergament geschnitztes, klösterliches Lesezeichen (siehe Bilder).
Zweispaltige, reglierte Bastarda in brauner und roter Tinte in 41-51 Zeilen. 75 beschriebene Seiten. In Rot rubriziert und mit etlichen Initialen in Rot.
Schriftspiegel: 24 x 15 cm. Blattgröße: 31,7 x 20,7 cm.
39 nicht num. Blatt. Das erste Blatt mit Besitzeintrag, sonst leer, Das letzte Leere Blatt fehlt. Vollständig.
Lagen mit Wortreklamanten: a10, b12, c12, d6.
Sehr guter und genuiner Zustand. Überwiegend saubere und breitrandige Handschrift. In den Rändern partiell etwas gebräunt und fleckig. Kräftiges Büttenpapier. Durchgehend einige Wurmlöcher. Das erste leere Blatt feuchtfleckig und außen mit Leimspuren.
Agostino Dati (1420-1478)
Opera.
Simeone di Niccolò Nardi, Siena 27. Oktober 1503
Letztes Textblatt mit Kolophon und Datierung.
Äußerst seltene erste Gesamtausgabe der Werke des Rhetorikers Agostino Dati aus Siena, posthum von seinem Neffen Girolamo Dati herausgegeben. Agostino war als Redner, Historiker und Philosoph ein „italienischer Meister der Beredsamkeit“. 1457 wurde er zum Sekretär von Siena ernannt. Die meisten seiner Werke wurden posthum von seinem Sohn Niccolo veröffentlicht.
Einspaltige romanische Type in 60 Zeilen. Über dem Satzspiegel Kapitelüberschrift und römische Paginierung. Zahlreiche große und kleine figürliche Holzschnitt-Initialen. Auf der letzten Seite die ganzseitige Holzschnitt-Druckermarke von Nardi, welche Romulus und Remus sowie mit Ihrer sie aufziehenden Wolfsmutter zeigt. Satzspiegel: 26 x 16 cm. Blattgröße: 31,7 x 20,7 cm.
14 nicht num. Blatt; 288 Blatt (25 num. Blatt I-XXV; 1 weißes Blatt; 262 num. Blatt XXIX-CCLXXXX). Vollständiges Exemplar. Bei der Paginierung sind wie in allen anderen Exemplaren die Blatt XXVI und XXVII ausgespart.
Sehr guter Zustand. Sehr sauberes und breitrandiges Exemplar. Kräftiger Druck auf festem Büttenpapier. Einige zeitgenössische Marginalien in brauner Tinte. Erste drei Lagen mit nachlassenden Wurmlöchern, die ersten Blatt stärker. Teilweise in den Außenrändern etwas fleckig und farbrandig.
Literatur: Adams D141; Isaac 13948; EDIT16 CNCE 16026; Egmont Lee, Agostino Dati von Siena, 2003, in: P.G. Bietenholz, Zeitgenossen des Erasmus: Ein biographisches Register der Renaissance und Reformation, Bände 1-3, University of Toronto Press. P. 378.
Süddeutscher Renaissance-Einband des 16. Jahrhunderts. Blindgeprägtes Schweinsleder über massiven Holzdeckeln. Deckel mit Rollenstempel Pflanzen- und Vogelbordüre. Mittelkästen mit großen Blattwerkstempel. Auch der Rücken mit Blindprägungen in Form großer Rauten. Schließen entfernt. Vier echte Doppelbünde. Deckel und vorderer Buchblock mit alter handschriftlicher Titelaufschrift. Rücken mit Resten alter Inventarschilder. Guter Zustand. Deckel stärker fleckig, etwas bekratzt und berieben sowie mit etlichen inaktiven Wurmlöchern, die meisten davon geschlossen. Kanten bestoßen und mit kleineren Lederfehlstellen. Folio: 33,5 x 23 x 8,5 cm.
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des vorliegenden Bandes bestätigt. Das Werk ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit der LostArt-Datenbank abgeglichen. Bei Ausfuhr aus der EU besteht gemäß den geltenden gesetzlichen Bestimmungen eine Ausfuhrgenehmigungspflicht.
Konrad Brälin von Trochtelfingen
Hymnorum expositio.
Augsburg oder Ansbach, 13. März 1467
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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