Horae Beatae Mariae Virginis.
Stundenbuch für den Gebrauch von Rom.
Titelbezeichnung: „Hore beate marie v(ir)ginis secu(n)du(m) usu(m) Romanum.
Simon Vostre (tätig 1486-1518), Paris, 1510
Der Druck enthält keine genaue Datierung. Jedoch erschließt sich das Druckdatum durch das auf dem Blatt a1 verso gedruckte Almanach für die Jahre 1510-1530.
Philippe Pigouchet (tätig 1488-1518)
Paris, zwischen 1500-1510
Äußerst prachtvoll gestaltetes, vollständiges und wohlerhaltenes Pariser Stundenbuch aus dem frühen 16. Jahrhundert aus der renommierten Druckerei von Simon Vostre, vollständig auf Pergament gedruckt und im Originaleinband gebunden. Die für die finanziell potenten Eliten auf Pergament gedruckten Exemplare profitierten von der Beliebtheit der teureren illuminierten Manuskripte des 15. Jahrhunderts.
Die handschriftliche Illumination dieses Exemplars beschränkt sich auf die Initialen, während hier die ganzseitigen Holzschnitte vollständig genuin erhalten sind. Meistens wurden diese erst später koloriert und in der Zeit des Barocks häufig auch übermalt. Vollständige Exemplare Dieser Luxus-Drucke sind heute nur äußerst selten erhalten, da die ganzseitigen Miniaturen über Jahrhunderte hinweg gern geplündert wurden.
Herausragend in diesem Werk ist neben den 20 ganzseitigen Miniaturen die Darstellung der größten bekannten Totentanzfolge mit insgesamt 147 Totentanz-Illustrationen in den Randbordüren.
Einspaltige Gotische Textura in 21 Zeilen. Etliche illuminierte Initialen in Rot, Blau und Gold. 258 Seiten mit jeweils einer prachtvollen, vierseitigen, breiten Metallschnitt-Bordüre mit verschiedenen ornamentalen und figuralen Zyklen, darunter ein außergewöhnlich großer Zyklus aus dem Totentanz mit insgesamt 147 Totentanzszenen (Blatt m8 verso bis p8 verso).
Simon Vostre hatte seine ersten 30 Totentanzszenen aus dem erstmals von Guy Marchant, im Jahr 1485 veröffentlichten „Danse Macabre“ kopiert. In den Folgejahren kopierte er weitere zehn neue männliche und erste weibliche Tänzer. Im Jahr 1491 entwickelte er weitere Darstellungen von weiblichen Tänzern („la Bigote“ (fanatische Frau) und „la Sotte“ (weibliche Narrin), welche er jedoch an die Darstellungen von Antoine Vérard anlehnte. Allerdings präsentierte Vostre in dem vorliegenden Werk mit 147 Tänzern und Tänzerinnen die wohl größte bekannte Totentanzfolge überhaupt.
Auf Blatt a1 das prachtvoll illustrierte Titelblatt mit großer Druckermarke des Pariser Buchdruckers Simon Vostre, welche sein von zwei Leoparden gestütztes Monogramm an einem Baum enthält. Das Werk enthält 20 große ganzseitige Miniaturen, darunter den Totenmann auf Blatt a2. Ferner befinden sich hierin 29 kleinere Holzschnitte im Text.
Satzspiegel: 14,5 x 9 cm; Abmessungen Blatt: 18 x 11 cm.
140 nicht nummerierte Blatt. Das Werk ist vollständig.
Lagenzählung: a-c8; d4; e-p8; a,e,i8.
Originaler, wohl französischer Renaissance-Einband der Zeit. Blindgeprägtes Kalbsleder über Holzdeckeln. Diagonal und rechteckige Deckelfilete. Die leere Mittelplatte umgeben von äußerst frühen ornamentalen und figuralen Stempeln, u.a. mit Adlerstempel. Vier echte Bünde. Guter Zustand. Schließen entfernt. Deckel fleckig, berieben und beschabt. Einband unter weitgehender Erhaltung der Originalsubstanz sorgfältig restauriert und unterledert. Gelenke berieben und beschabt. Buchblock und Bindung fest und stabil. Das Buch ist in einem Schuber des 19. Jahrhunderts gelagert.
Abmessungen: 18,5 x 12 x 4 cm; Schuber: 20,3 x 13,5 x 4,5 cm.
Sehr guter und genuiner Zustand mit nur wenigen Alters- und Gebrauchsspuren. Durchweg kräftiger Druck, insbesondere auch die ganzseitigen Illustrationen. Einige wenige kleine Farbverwischungen der Miniaturen auf drei Blättern. Pergament materialbedingt etwas knittrig und gebräunt. Das erste und die letzten beiden Blatt stärker gebräunt und knittrig.
Italienische Privatsammlung.
Art Institute Chicago, Clarence Buckingham Collection, Ref.-Nb. 1945.224
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des vorliegenden Frühdruckes bestätigt. Das Werk ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.
Philippe Pigouchet
Horae Beatae Mariae Virginis
Simon Vostre, Paris, ca. 1505
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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