Fr. Guillem de Bezièrs, Antoniter-Komtur der Provinz Narbonne
Ausgefertigt vom Notar Guiraldus Poget in Albi
Okzitanische Urkunde im Namen des Verfassers.
Antoniter-Spital Albi, 21. November 1256
Okzitanische Urkunde auf Pergament in 18 Zeilen. Seltenes Dokument, das die spärliche hochmittelalterliche Urkundenüberlieferung von Albis und der Antoniter ergänzt.
Komtur Guillem vergibt, auch im Namen der Brüder und Schwestern des Spitals vom Vigan zu Albi zwei Stück Land an Peire Gui in Gegenwart der Zeugen Peire Armengaud und W. Pasturel, Besitzer der
Nachbargrundstücke, sowie Jaufrd de Toruna, Peire de Marzilis (Marseille) und Bemat de Mata.
„Eu Fraire Guillem de Bezeis comandaire de S. Antoni ela provincia de Narbona et en la vescat dalbeies et especialment del Ospital del Viga Dalbi per mi eper los fraires eper las serors del dig Ospital del Viga doni e laudi a ces et adacapte per totz temps a vos Peire Gui … duas perpresas de la nostra terra de S. Antoni“
Die Urkunde ist ausgefertigt vom öffentlichen Notar von Albi, Guiraldus Poget in okzitanischer Sprache.
Der Abschluss des Albigenserkreuzzugs (1209-1229) war nicht gleichbedeutetend mit dem Ende der Kämpfe gegen die Albigenser, wie die Katharer, nach ihrer Hochburg Albi auch bezeichnet wurden. Erst der Fall der Katharerfestungen Montsdgur (1244) und Qudribus (1255), die Verbrennung der nach Italien geflüchteten Katharer (1276) und die sukzessive Unterwerfung der Chevaliers Faydits, der okzitanischen Ritter, die nach dem Kreuzzug gegen die Inquisition und die französische Herrschaft in Okzitanien weiter ankämpften, besiegelten den Untergang der Häretiker. Erst mit dem Scheitern des Aufstands von Raimund II. Trencavel (1247) war der Albigenserkreirmg endgültig beendet. Der Kampf um die Aufteilung der Rechte und Besitzungen Trencavels machte die Jahre 1240-1255 zu einer „pdriode conflictuelle“ (Biget, L’implantation des antonins ä Albi (1250), Annales du midi 125 (2013), 209) für Albi. In diesem Kontext übergab der Bischof von Albi 1250 das städtische Spital vom Vigan 1250 an den Antoniter-Orden unter Komtur Guillem de Bdziers. Die Antoniter, die der Papst 1247 als eigenständigen religiösen Orden anerkannt hatte, der bis zu seiner Vereinigung mit dem Malteserorden 1777 bestand, waren für die Führung von Spitälern prädestiniert, da sie sich die Pflege der am Antoniusfeuer – einer damals verbreiteten Krankheit – Erkrankten zur Aufgabe gemacht hatten.
Seltenes Dokument, das die spärliche hochmittelalterliche Urkundenüberlieferung Albis und der Antoniter ergänzt. Bedeutsam ist auch die volkssprachliche Abfassung der Urkunde: Okzitanisch hatte für die Trobadour-Dichtung eine erhebliche Bedeutung und trat seit dem späten 12. Jahrhundert auch als Urkundensprache in Erscheinung (vgl. Kraller, Volkssprachliche Notarurkunden des Mittelalters in ihren Kontexten. Mit einer Analyse der okzitanischen Urkundensprache und der Graphie, 2019).
„Eu Fraire Guillem de Bezels comandaire de S. Antoni enla provincia de Narbona et en la vescat
Dalbeies et especialment del Ospital del Viga Dalbi per mi eper los fraires eper las serors del dig
Ospital del Viga doni e laudi a ces et adacapte per totz temps a vos Peire Gui et a vostra molter et
a vstres effans et a totz homes acui vos onobatz ab vostre cosseill foras cavalliereo clerigue duas
perpresas de la nostra terra de S. Antoni Testimonis so faufri de Toruna, W Pasturel, Peire de
Marzilis, Peire Armengaud, Bernat de Mata. Actum in ecclesia predicti ospitalis de Vicano. XL Kl.
Decembris Anno Domini M.o. CC.o.L.o. Sexto.
Ego Guiraldus Pogat publicus notarius Albis … et abla terra del dig Ospital.“
Blatt: 13 x 17,5 cm; Schriftspiegel: 11 x 15,5 cm.
Guter Zustand. Stärker gebräunt und fleckig. Randläsuren und -fehlstellen. Der Oberrand beschnitten.
Aus dem Besitz von André-Adolphe Humbert (†1909), Hauptmann des 143. Französischen Infanterieregiments, der sich nach seiner Außerdienststellung 1893 dem Sammeln historischer Dokumente widmete.
Literatur: Revue historique, scientifique & littéraire du département du Tarn 11 (1894), 175, mit einem Kurzregest unserer Urkunde.
Hiermit bestätigen wir Originalität sowie einwandfreie Herkunft der vorliegenden Urkunde. Das Objekt ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit dem Lost-Art-Register abgeglichen. Für die Lieferung außerhalb der EU ist eine Ausfuhrgenehmigung der Kulturbehörden erforderlich.
Antoniter-Spital Albi, 21. November 1256
Seltenes Dokument, das die spärliche hochmittelalterliche Urkundenüberlieferung Albis und der Antoniter ergänzt. Bedeutsam ist auch die volkssprachliche Abfassung der Urkunde: Okzitanisch hatte für die Trobadour-Dichtung eine erhebliche Bedeutung und trat seit dem späten 12. Jahrhundert auch als Urkundensprache in Erscheinung.
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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