PRACHTVOLL ILLUSTRIERTE SPÄTMITTELALTERLICHE KLOSTERHANDSCHRIFT

Kölner Brevier – Breviarium Coloniense

TITEL

Breviarium Coloniense

ENTSTEHUNG

Köln, um 1380

INHALT & BEDEUTUNG

Spätmittelalterliche Handschrift auf feinem Pergament, geschrieben in lateinischer Sprache. Die prachtvolle Ausstattung dieser niederrheinischen Handschrift ist von Pariser und flämischen Einflüssen geprägt. Form und Stil erinnern an die Illustration des Prüm Missales in Tübingen (vgl. A. Boeckler, Deutsche Buchmalerei der Gotik, 1959, Abb. 13). Das Breviarium steht der Gruppe der Kölner Klosterbücher, die von den Nachfolgern des Johannes von Valkenburg in der Mitte des 14. Jahrhunderts illuminiert wurden, sehr nahe.

Ein Breviarium (oder auch Brevier) enthält die Texte der Stundengebete der römisch-katholischen Kirche. Die mittelalterlichen Breviarien umfassten die Gebetstexte in Kurzform, die beim gemeinsamen, feierlichen Chorgebet in den Klöstern gebetet wurden. Sie wurden daher von den Geistlichen außerhalb der gemeinsamen Chorgebete genutzt.

Inhalt: Blatt 1-253 Proprium de tempore – Temporale: Die Offizien vom 1. Advent bis zum letzten Sonntag nach Pfingsten mit den Hauptfesten des Kirchenjahres, Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Blatt 254 -418 Proprium de sanctis – Sanctorale: Die Offizien der Heiligenfeste des Kirchenjahres, unter denen in diesem Bevier außer den allgemein in der Kirche gefeierten Heiligen die der Stadt Köln hervortreten, z.B.: Blatt 257 Erzbischof Anno, 4.12.; Blatt 295 Erzbischof Heribert, 16.3.; Blatt 302v Translatio Cassii et Florentii (Märtyrer in Bonn), Anfang Mai; Blatt 322v Bischof Agiolf, 9.7.; Blatt 328v und 458r Translatio trium regum, 23.7.; Blatt 366v Bischof Maternus, 14.9.; Blatt 387v Gereon und Genossen, 10.10; Blatt 390v und 449v De Mauris (Sanctorum Maurorum: Maurinus), 13.10.; Blatt 391v Bischof Eliphius, 16.10.; Blatt 393v Ursula und Gefährtinnen, 21.10.; Blatt 396 Bischof Severinus, 23.10.; Blatt 398 Bischof und Märtyrer Evergislus, 24.10.; Blatt 406v Bischof Cunibertus, 12.11.. Sämtliche genannten Bischöfe und Erzbischöfe standen der Diözese Köln vor. Blatt 418v-432v Commune sanctorum (Allgemeine Formulare für Heiligenfeste). Blatt 432v-433v Kursiv eingetragene Gebete etc.; Blatt 434 -481 Nachgetragene Offizien: 434 Verklärung (Transfiguratio Christi); 442 In festa sancte lances (Heilige Lanze in Sainte Chapelle zu Paris).

AUSSTATTUNG

Geschrieben in brauner bzw. roter Textura. Zweispaltige gotische Type. Aufgrund zweier  unterschiedlicher Schriftgrade zwischen 26 und 27 Zeilen. Schöne breitrandige Handschrift. Ab Blatt 433 jüngere Nachträge und geänderte Offizien, welche aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen.

Auf dem ersten Blatt vorn eine große, goldgehöhte Bildinitiale in Deckfarben. Sie zeigt den Propheten Isaias im prachtvollen Gewand mit einem Schriftband in den Händen. In den Initialflächen jeweils filigran gemalte bzw. ziselierte Ornamentierungen in Deckweiß bzw. Gold. Von der Initiale ausgehende Zierstäbe mit Rankenausläufern um den gesamten Schriftspiegel verlaufend. Neben den floralen Zierelementen oben Abbildung eines Vogels mit Drachen sowie unten Drachen mit saurierähnlichem Fabelwesen. Teilweise Goldhöhungen. Zehn große, davon neun goldgehöhte, Fleuronnée-Initialen in Blau mit feinem Rankenwerk in Rot und Blau bzw. Lila (Blätter 28, 48, 133, 167, 264, 363, 401, 418, 434, 476). Tausende hangemalte große und kleine Federwerksinitialen, alternierend in Rot und Blau und mit feinem Rankenwerk. Blatt: 17 x 11,5 cm, Schriftspiegel: 12 x 8,5 cm.

KOLLATION

480 nicht num. Blatt, zwei leere Blatt. Vollständig.

EINBAND

Spätgotischer Ledereinband um 1460. Typisches Beispiel früher Einbandkunst. Blindgeprägtes Kalbsleder über massiven Holzdeckeln. Auf den Deckeln diagonal verlaufende Streicheisenlinien sowie Prägestempeln in den Feldern. 10 originale Messingbuckel in Form des Kardinalshutes. Auf dem Vorderdeckel zusätzlich zwei filigrane Zierdorne. Von den Schließen sind nur noch die Beschläge auf dem Rückdeckel vorhanden. Fünf echte Bünde. Einband in guter, stabiler und weitgehend originaler Erhaltung. Rücken und Ecken restauriert. Vordergelenk erneuert bzw. unterledert und stabilisiert. Hierbei wurde die vorhandene alte Ledersubstanz wieder aufgetragen. Rückengelenk sowie Kapitale mit kleineren Lederfehlstellen. In Rückennähe einige Wurmlöcher. Die inneren Deckel mit stärkeren Wurmspuren.
Format: 17,5 x 13 cm x 9 cm.

ZUSTAND

Sehr guter Erhaltungszustand. Saubere und breitrandige Handschrift. Pergament wohlerhalten und mit schöner Alterspatina. Pergamentbedingt partiell mit Bräunungen, erstes Blatt stärker gebräunt. Linke untere Ecke außerhalb des Schriftraumes sowie Seitenränder partiell stärker fingerfleckig. Pergament materialbedingt teilweise knittrig. Blatt 421 stärker berieben. Blatt 162 und 213 mit winzigem Loch im Textbereich aber ohne Textverlust. Sonst keine Beschädigungen, Verluste oder Risse. Alte Blattweiser nur fragmentarisch vorhanden.

PROVENIENZ

Breslauer & Meyer, Buchhändler & Antiquare, Berlin, w. 27B. Potsdamer Str. – Besitzschildchen auf dem Vorderspiegel, um 1900. Martin Breslauer (1871 Berlin -1940 London) war Berlins bedeutendster Antiquar und Gründungsmitglied der bibliophilen Gesellschaft. Er studierte an der Universität Rostock und war danach bei Buchhändlern in Paris, London, Rom und Florenz tätig. In Deutschland arbeitete er bei Joseph Baer in Frankfurt am Main und Ludwig Rosenthal in München. 1898 gründete er mit seinem Schulfreund Edmund Meyer das Antiquariat Breslauer & Meyer. Ab 1904 betrieb er ein eigenes Geschäft in der Leipziger Straße. Breslauer war ein wichtiger Geschäftspartner der Preußischen Staatsbibliothek. So erhielt er 1919 den Auftrag, die Privatbibliothek Friedrichs des Großen in Schloss Sanssouci zu bewerten. 1929 überführte und verkaufte er die als verschollen geglaubte, 5.000 Bände umfassende Bibliothek der zweiten Frau Napoleons, Marie Louise. 1931 verkaufte er die 120.000 Bände umfassende Bibliothek der Fürsten zu Stolberg-Wernigerode. 1937 emigrierte er mit einem kleinen Teil seiner Handbibliothek nach London, wo er 1940 nach einem Bombenangriff an den Folgen eines Herzanfalls starb.

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit bestätigen wir Originalität sowie einwandfreie Herkunft der vorliegenden Handschrift. Das Objekt ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit dem Lost-Art-Register abgeglichen. Für die Lieferung außerhalb der EU ist eine Ausfuhrgenehmigung der Kulturbehörden erforderlich. Diese wird von uns nach Eingang des Kaufpreises beantragt und dauert ca. 14 Tage. Für die Verbringung in EU-Länder ist aufgrund der festgelegten Wertegrenzen keine Ausfuhrgenehmigung erforderlich.

Preis
46.000 €
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Tilo Hofmann
Artikelnummer
A227
PRACHTVOLL ILLUSTRIERTE SPÄTMITTELALTERLICHE KLOSTERHANDSCHRIFT:

Kölner Brevier
Breviarium Coloniense

Köln, um 1380

Spätmittelalterliche Handschrift auf feinem Pergament.

Die prachtvolle Ausstattung dieser niederrheinischen Handschrift ist von Pariser und flämischen Einflüssen geprägt.

Form und Stil erinnern an die Illustration des Prüm Missales in Tübingen.

Das Breviarium steht der Gruppe der Kölner Klosterbücher, die von den Nachfolgern des Johannes von Valkenburg in der Mitte des 14. Jahrhunderts illuminiert wurden, sehr nahe.

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Tilo Hofmann
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Highlight

Wahrlich ein unglaublicher Schatz!

Das Vierte gedruckte Buch:
Schöffers Durandus von 1459

Diese hier vorliegende Druckausgabe der „Rationale“ von Durandus ist von höchster Bedeutung für die Geschichte der Typographie und gilt als das dritte datierte und vierte überhaupt gedruckte Buch. Vorausgegangen waren lediglich die um 1455 gedruckte Gutenbergbibel sowie die ebenfalls in der Offizin von Fust und Schöffer entstandenen Psalter vom 14. August 1457 und vom 29. August 1459. Eigens für diesen Druck schuf Peter Schöffer die sogenannte „Durandus-Type“, eine Gotico-Antiqua, die Elemente der Rotunda mit den Stilmerkmalen der italienischen Humanistenhandschriften verbindet.

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