EINES DER FRÜHESTEN DRUCKERZEUGNISSE DES NÜRNBERGER BUCHDRUCKES

Isidorus Hispalensis Synonyma de homine 1470

VERFASSER

Isidorus Hispalensis (um 560-636)

TITEL

Synonyma de homine et ratione, seu Soliloquia.

DRUCKER

Johann Sensenschmidt, Nürnberg, um 1470,
jedoch gesichert vor dem 15. Mai 1471

BESCHREIBUNG

Äußerst seltene erste Ausgabe der Soliloquia des Isidor von Sevilla. Bis zum Jahr 1500 wurden von diesem Werk lediglich drei weitere Ausgaben gedruckt (Brandis, Merseburg, 1479; Gensberg, Rom, 1474; Albi, 1475-80).

Dies ist das erste gedruckte Buch mit einem Vermerk zum Büchersammeln und mit einer sehr interessanten Kritik an den Buchsammlern und Bibliophilen, die sich mit schönen Büchern zwar schmücken, sie aber nicht inhaltlich erfassen, weil sie sie gar nicht lesen. Isidor schreibt:

„Es gibt einige, vielleicht sogar viele Geistliche, welche viele hübsche Bücher und auch prachtvoll gebundene besitzen wollen, sie aber so in ihren Bücherschränken einschließen, dass sie sie weder selber lesen noch anderen zu lesen geben. Sie haben keine Ahnung, dass es sinnlos ist, Bücher zu besitzen und sie wegen all ihrer täglichen Beschäftigungen (propter impedimenta mundi) nicht zu lesen. Denn wenn ein fein gebundenes, schönes Buch nicht gelesen wird, dann nützt es der Erhebung des Geistes überhaupt nichts (non facit mundam animam). Jenes Buch aber, das gleich gelesen wird, kann zwar vom vielen Durchblättern (saepe revoltus) äußerliche Schönheit einbüßen, es erhebt und verschönert aber die Seele (pulchram animam).“

Vergleiche letzte Seite Zeile 5:

„Sunt multi et forte religiosi aliqui, qui plures libros et satis nitide et pulchre ligatos habere volunt, et eos in armariis clausos tenent, ut illos nec ipsi legant nec aliis ad legendum tribuant, ignorantes quod nihil prodest libros habere, et eos propter mundi impedimenta non legere. Liber enim bene coopertus et nitidus, si non legatur, non facit mundam animam. Ille enim qui iugiter legitur et pro eo quod saepe revolvitur pulcher afforis esse non potest intus pulchram animam facit.“

AUSSTATTUNG

Einspaltiger Druck in gotische Type in 37 Zeilen. Keine Blattnummerierung, keine Lagenbezeichnung. Eine 18-zeilige handgemalte Zierinitiale „J“ in Rot mit blauem Federwerk. 27 gemalte Lombarden alternierend in Rot und Blau mit blauem und rotem Federwerk. Rubrizierung und Kapitalstrichelung. Prachtvolles Schlingen- und Knollenblätter-Federwerk um außergewöhnlich phantasievoll gebogene und gedrückte Lombarden.
Blattgröße: 31,5 x 21 cm; Satzspiegel: 21 x 13 cm.

KOLLATION

18 nicht num. Blatt. Vollständig.
Lagenpaginierung: a10; b8.

EINBAND

Kunstvoller, im zeitgenössischen Stil blindgeprägter brauner Ledereinband aus dem 20. Jhd.. Stilgerecht nachvollzogene florale Prägestempel und Streicheisenlinien. Drei Bünde. Einband ist sehr attraktiv und wohlerhalten. Sehr guter Erhaltungszustand. Buchblock, Gelenke und Bindung fest und stabil. Deckel nur leicht berieben und bekratzt. Folio: 32 x 22,5 x 1 cm.

ZUSTAND

Guter Erhaltungszustand mit Alters- und Gebrauchsspuren. Äußerst breitrandiges Exemplar. Partiell leichte Bräunungen. In den Außenrändern durchgehend wasserfleckig, teils mit Moder- und Sporflecken. Hierdurch kleine restaurierte Papierschäden durch Feuchtigkeit im oberen Rand (Hinterlegungen und Sicherung mit Japanpapier). Satzspiegel hierbei nicht betroffen und durchweg sehr sauber und frisch. Letzte Blätter mit einigen kleinen Wurmlöchern im oberen Rand, nach hinten stärker werdend.

REFERENZEN

Literatur: ISTC ii00204000; GW 15287; Goff I204; Hain 9294; Proctor 1958; Pellechet 6395 (6373); BSB-Ink I-641; CIBN I-82; Girard 273; Zehnacker 1233; IGI 5411; Madsen 2118; Günther 2135.

Bibliotheken: ISTC listet Exemplare in nur 36 Bibliotheken.

PROVENIENZ
  • Sammlung Legel – Dessen Exlibris auf dem vorderen Spiegel
  • Sammlung Percy Barnevik
  • Schweizer Privatsammlung
KULTURGUT SICHER ERWERBEN

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Preis
28.000 €
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Tilo Hofmann
Artikelnummer
M470
Isidorus Hispalensis
Synonyma de homine

Gedruckt wurde das Werk im Jahr 1470 mit der frühesten Type des Nürnberger Erstdruckers Johann Sensenschmidt.

„Eines der frühesten Druckerzeugnisse des Nürnberger Prototypographen mit seiner schönen frühesten Type gedruckt“
(Josef Baer, Wolff Collection, 604).

Der Druck ist außergewöhnlich selten. Weltweit ist er nur in 36 Bibliotheken nachweisbar.

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Highlight

Wahrlich ein unglaublicher Schatz!

Das Vierte gedruckte Buch:
Schöffers Durandus von 1459

Diese hier vorliegende Druckausgabe der „Rationale“ von Durandus ist von höchster Bedeutung für die Geschichte der Typographie und gilt als das dritte datierte und vierte überhaupt gedruckte Buch. Vorausgegangen waren lediglich die um 1455 gedruckte Gutenbergbibel sowie die ebenfalls in der Offizin von Fust und Schöffer entstandenen Psalter vom 14. August 1457 und vom 29. August 1459. Eigens für diesen Druck schuf Peter Schöffer die sogenannte „Durandus-Type“, eine Gotico-Antiqua, die Elemente der Rotunda mit den Stilmerkmalen der italienischen Humanistenhandschriften verbindet.

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