Jacobus de Teramo (1349-1417)
Belial zu teutsch.
Ein gerichtz handel zwischen Beleal hellischem verweser, als kleger einem teil vnd Jesu Cristo hymmelischem got, antwurter, anderm teile, Also obe Jhesus den hellischen fürsten, rechtlichen die helle zerstöret, beraubet vñ die tüfel darjnn gebunden habe (et)c. Alles mit clag, antwurt, red widerred, appellierung, rechtsatzung (et)c. wie mã sich jm rechten bruchen sol.
Johannes Prüß, Straßburg, 1508
Sehr seltene deutsche Übersetzung des von dem Kanonisten und Bischof von Monopoli und Tarent, Jacobus Palladinus de Teramo verfassten legendären Werkes „Consolatio peccatorum“ über den satanischen Musterprozess zwischen dem Teufel Belial und Jesus Christus um die Herrschaft über die Menschheit. Belial reicht als Stellvertreter der Höllengemeinde eine Klage gegen Jesus Christus ein, weil dieser bei seinem Abstieg in die Unterwelt unrechtmäßig die Seelen der Gerechten befreit habe. Moses übernimmt die Vertretung Christi, Gott fungiert als iudex ordinarius, Salomon als iudex delegatus. Dieser lehnt die Klage der Höllengemeinschaft ab, was Belial jedoch wegen einer möglichen Befangenheit Salomons, als Verwandtem Christi, erneut vor Gericht bringt. Weitere Prozessschritte folgen mit Joseph von Ägypten als neuem Richter und schließen damit, dass die Erlösung der Toten durch Jesus Christus als rechtmäßig erklärt wird. Der Handlungsverlauf des Belial folgt streng den Regeln des kanonischen Prozessrechts und führt hierbei die verschiedenen Ämter, Institutionen und Rechtsschritte einer Gerichtsverhandlung mit den entsprechenden lateinischen Termini vor. Die Entstehung dieser Schrift fällt in eine Zeit des Schismas, der Päpste und Gegenpäpste.
Einspaltige gotische Type mit 30 Zeilen. Etliche gedruckte Holzschnitt-Lombarden. Ein imposanter Titel-Holzschnitt, ein Wappenholzschnitt auf dem Titel verso, 32 große Textholzschnitte sowie eine Holzschnitt-Druckermarke unter dem Kolophon. Die Holzschnitte sind detailgetreuen Nachschnitte von Schönspergers Quartausgaben-Holzschnitten. Der Illustrationsstil gleicht dem der „Biblia pauperum’“.
Satzspiegel: 13,5 x 9 cm; Blattgröße: 19,5 x 13,5 cm.
2 nicht num. Blatt; 98 römisch num. Blatt (I-XCVIII). Vollständig.
Lagenformel: a4; b8; c-e4; f8; g-i4; k8; l-n4; o8; p-q4; r8; s4; t8.
Flexibler Pergamenteinband des 18. Jahrhunderts. Spanische Kanten. Deckel beschmutzt. Oberes rechtes Gelenk mit Einriss. Deckel etwas sperrig. Quart: 20 x 14 x 2 cm.
Guter Zustand mit stärkeren Gebrauchspuren. Ränder fingerfleckig. Titel mit perfekt restaurierter Beschädigung der linken oberen Außenecke mit hervorragend retuschiertem Textverlust. Auf der Rückseite komplett mit Japanpapier hinterlegt. Im oberen Rand teilweise wasser- und sporfleckig. Dadurch gelegentlich mit Text- und Bildbeeinträchtigung. Diese fragilen Stellen sorgfältig restauriert und mit Japan gesichert. Vorsätze erneuert.
Bibliothek Gerard Jaspers (1932-2020) – dessen Exlibris auf dem vorderen Spiegel.
Literatur: VD16 J 140 bzw. VD16 J 139. Einziger Variantenunterschied des unterschiedlich gedruckten „B“ auf dem Titel hier nicht feststellbar, da diese Stelle in unserem Exemplar handschriftlich ergänzt bzw. retuschiert wurde. Schmidt 70; Ritter 1255; Muller II, S. 19; Vgl. Prinz, Bildgebrauch in gedruckten Rechtsbüchern des 15. bis zum Ausgang des 18. Jhd., S. 137ff.
Bibliotheken: Lediglich sechs Exemplare in Bibliotheken.
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Jacobus de Teramo
Belial zu teutsch.
Johannes Prüß, Straßburg, 1508
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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