Missale Basiliense
Fürstbischof Kaspar zu Rhein (1433-1502)
Michael Wenssler, Basel, um 1488/1490
Die Datierung ist umstritten, sie variiert zwischen 1486 bis „anfangs der 90er Jahre“, siehe VdH Basel 5.55. Wenssler musste Basel 1491 fluchtartig verlassen, da er sich mit seinen Drucken, die er nur noch schwer absetzen konnte, hoch verschuldet hatte. Die lt. ISTC möglichen, späteren Datierungen erachten wir deshalb als eher unwahrscheinlich.
Seltenes und außerordentlich wohlerhaltenes Basler Missale aus der Offizin von Michael Wenssler. Herausgeber war der Fürstbischof Kaspar zu Rhein, welcher von 1479 bis zu seinem Tod Fürstbischof von Basel war. Kaspar entstammt dem Mühlhausener Zweig des gleichnamigen Basler Ministerialengeschlechts. Er studierte ab 1451 an der Universität Heidelberg sowie 1457 in Pavia. Im Wintersemester 1460/61 war er Rektor der neugegründeten Universität Basel. Ab 1452 war Kaspar Domherr in Basel, 1459 wurde er Domkustos. Von 1459 bis 1479 Propst des Chorherrenstifts Saint-Ursanne. Am 4. Januar 1479 wurde er vom Domkapitel zum Bischof von Basel gewählt. Die päpstliche Bestätigung folgte am 5. März, die Bischofsweihe am 30. Mai im Basler Münster. Kaiser Friedrich III. verlieh ihm am 10. November die Regalien.
Ein Missale regelt die liturgische Ordnung der Messfeier. Es enthält die Messordnungen (ordo missae) und die Gebete, die in der katholischen Messe vom Priester gesungen oder gesprochen werden. Hierzu gehören Tagesgebet, Gabengebet, Schlussgebet, Gebet über das Volk; Hochgebete einschließlich der Präfationen, und Begleitgebete zur Eucharistie, ferner die Ordinarium Missae wie Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Vater unser und Agnus Dei. Der Ursprung liegt im „Missale Romanum“, welches in Rom verfasst und handschriftlich weiterverbreitet wurde. Mit dem aufkommenden Buchdruck veränderten sich Verbreitungswege, Optik und Inhalte der Missale. Die Bistümer druckten nun eigene Missale, welche inhaltlich individuell ergänzt und teils verändert wurden.
Zweispaltige, gotische Type in 28 bzw. 14 Zeilen. Gedruckt in Rot und Schwarz. Eine große in Rot gedruckte T-Initiale zu Beginn des Kanonteils. Hunderte große und kleine Lombarden in Rotdruck. Die größeren Initialen nicht nachträglich eingemalt und Druckzustand somit jungfräulich erhalten. Der fehlende Kanon-Holzschnitt ist im hervorragenden Faksimilé, auf altem Papier gedruckt, eingebunden.
Blattmaße: 31 x 21,5 cm, Satzspiegel: 22 x 13,5 cm.
3 nicht num. Blatt Register (i1-3); 7 nicht num. Blatt Kalendarium (i4-i10); 12 nicht num. Blatt; 85 num. Blatt (I-LXXXV); 1 Leerblatt; 13 (von 14) nicht num. Blatt Kanonteil (das letzte leer); 115 num. Blatt (LXXXVI-CC); 1 Leerblatt; 21 num. Blatt (CCI-CCXXI); 1 Leerblatt + 3 weitere Leerblatt nicht zur Kollation gehörend.
Zusammen 259 (+2) statt 260 Blatt. Es fehlt das Blatt mit dem Kreuzigungsholzschnitt. Ansonsten vollständig.
Lagenzählung: i10; aa-bb6; a-i8; k6; l8; j14; m-z8; A8; B-C6; D8; E6; F8; 3.
Spätgotischer, wohl süddeutscher Originaleinband. Blindgeprägtes Schweinsleder über extrem dicken Holzdeckeln. Deckel mit rechteckig und diagonal verlaufenden Streicheisenlinien. In den Randfeldern Lilien- und Eichenlaubstempel sowie Spruchband „Maria“. In den Diagonalen Mittelfeldern Blütenstempel. Acht meisterlich handgearbeitete durchbrochene und fein ziselierte Eckbeschläge, zwei Mittelbuckel sowie zwei intakte Schließen mit jeweils drei ziselierten Messingbeschlägen. Diese optisch nicht erkennbar und anhand der Originale stilistisch exakt nachgearbeitet und alt patiniert. Vier echte Bünde. An den Kanten breite Griffmulden. Buchblock mit bestens erhaltenen, originalen Blattweisern aus Leder. Hervorragende Erhaltung. Auf dem Rückendeckel kleinere Lederfehlstellen perfekt und kaum sichtbar ergänzt.
Folio: 33 x 23,5 x 8,0 cm.
Guter bis sehr guter, genuin erhaltener Zustand. Kräftiger Druck auf festen, überwiegend sauberen Papier. Äußerst breitrandiges Exemplar, einige Blätter am Rand unbeschnitten. In den Rändern partiell etwas stockfleckig. In den Außenrändern vereinzelt leichte Wasserflecken. Blätter i1-6 mit sorgfältig restaurierten Randläsuren. Blatt CXXXI und CXCIII mit größeren, alt hinterlegten Randausriss, CXCIII hierdurch mit etwas Buchstabenverlust. Vereinzelt einige kleine Wurmlöchlein. Sonst keine Beschädigungen, Fehlstellen oder Textverluste.
Schweizer Privatsammlung
ISTC im 00651000; GW M24866; Goff M-651; Weale-Bohatta 159. Nicht in der British Library. Sehr selten – weltweit in nur 17 Bibliotheken vorhanden.
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Fürstbischof Kaspar zu Rhein (1433-1502)
Missale Basiliense – Das Basler Missale.
Michael Wenssler, Basel, um 1488/1490
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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