DIE GRUNDLAGE FÜR DÜRERS APOKALYPSE

Die Neunte Deutsche Bibel von Anton Koberger

TITEL

Biblia Germanica – Die Neunte Deutsche Bibel oder auch die „Kobergerbibel“ genannt.
Teil II (von II)

DRUCKER

Anton Koberger, Nürnberg, 17. Februar, 1483

BESCHREIBUNG

Die neunte von achtzehn vorlutherischen deutschen Bibeln gilt als einer der schönsten Bibeldrucke und gleichzeitig als eines von Koberger`s bedeutendsten Druckwerken überhaupt. Ihre Auflage wird auf 1.000 bis 1.500 Exemplare geschätzt, von denen sich heute nur noch ca. 150 Exemplare im nachgewiesenen Besitz befinden. Hier handelt es sich um ein wohlerhaltenes Exemplar des zweiten Bandes und damit eine beeindruckende und sammelwürdige Ausgabe dieser bedeutenden Bibel.

Die Koberger Bibel besticht durch ihre Pracht und Lebendigkeit, die sie aus den breiten querformatigen Holzschnitten schöpft sowie aus ihrer gefälligen neuen Schrift, der reichen Rubrizierung und dem schönen Kolorit. Den Text übernahm Koberger mit einigen sprachlichen Änderungen aus der vierten deutschen Bibel, die 1475 von Günter Zainer in Augsburg herausgegeben wurde.

Die Stöcke waren von Koberger aus der Holzschnittfolge zu dem im Handel kaum auffindbaren Quentell-Bibeln von 1478/79 erworben worden. Die Schnitte stammen vom „Meister der Kölner Bibel“ und wurden nach holländischen Vorbildern entworfen. „Die Illustrationen zur Apokalypse beeinflussten Dürers Holzschnittfolge“ (v. Arnim).

Durch die breiten, querformatigen Bilder, die Verwendung einer gefälligen neuen Druckschrift, durch reiche Rubrizierung und häufig sehr schönes Kolorit, das teilweise schon im Verlag vorgenommen wurde, bot diese Bibel äußerlich ein Erscheinungsbild, das durch seine Pracht und Lebendigkeit viele Betrachter und Leser begeistern konnte. Auch heute noch wird die Koberger-Bibel als typische Bibel der Inkunabelzeit angesehen.“ (Quelle: Eichenberger/Wendland).

Die Holzschnitte dieses Exemplars im typischen Kolorit der Koberger-Werkstatt. Kräftige Abdrücke. Prächtiges, gleichmäßiges Kolorit in rot, blau, grün, ocker, weiß, gelb. Die Holzschnitte stammen aus den beiden niederdeutschen Bibeln, die 1478 in Köln gedruckt wurden. Koberger kaufte die Druckstöcke und übernahm 109 der 123 Kölner Holzschnitte (21 davon sind im vorliegenden zweiten Band enthalten). Sie bebildern das Neue Testament und die Apokalypse.

AUSSTATTUNG

Zweispaltige gotische Type in 50 Zeilen. Überschrift mit römischer Blattnummerierung. Kobergers Schrifttype war eine neue Bastarda, formal verwandt mit der oberrheinischen Buchkursive, zwischen Schwabacher und Fraktur stehend. Sie ergibt ein gut lesbares, an Handschriften erinnerndes Schriftbild. Kapitelüberschriften wurden zudem im größeren Grad einer Rundgotisch hervorgehoben.

Blatt CCXCVI mit zwei prachtvollen, handgemalten Initialen „D“ (6 bzw. 9 Zeilen) in Gold und Farben, jeweils mit kurzer illuminierter Randleiste. Durchweg in Rot rubriziert und mit in Rot oder Blau eingemalten Lombarden. Ferner 50 größere Initialen in beiden Farben mit Federwerk in Violett und Grün.

21 zeitgenössisch kolorierte Holzschnitte, darunter die Abbildungen der Apokalypse, die Albrecht Dürer für sein Apokalypsewerk stark beeinflussen sollten. Die Holzschnitte in leuchtendem Verlagskolorit.
Abmessungen Blatt: 37 x 26 cm; Satzspiegel: 30 x 19 cm.

KOLLATION

287 römisch num. Blatt (CCXCVI – CCCCCLXXXIII), das letzte weiß. In sich vollständiger zweiter Teil dieses monumentalen Bibelwerkes.

EINBAND

Blindgeprägter Kalbsledereinband auf schweren Holzdeckeln. Rollenstempelbordüren und Streicheisenlinien. Einband stammt aus dem 17. Jahrhundert. Zwei spätere intakte Schließen. Buchblock mit dreiseitigem Blauschnitt. Gebunden auf fünf echten Bünden. Guter Zustand. Buchblock und Bindung fest und stabil. Deckel etwas fleckig und berieben. Ecken und Kanten bestoßen. Die Eckbeschläge entfernt. Gelenke berieben und brüchig. Kapitale defekt.
Großfolio: 39,5 x 28,5 x 9 cm.

ZUSTAND

Guter bis sehr guter Zustand. Kräftiger Druck auf starkem Büttenpapier. Sauberes und relativ breitrandiges Exemplar. Sehr schönes Verlagskolorit. Nur wenige Blatt gebräunt oder stärker fleckig. Blatt CCXCVI im Rand unten sowie Blatt CCCCCLXXIX seitlich beschnitten und alt angerändert. Mehrere Blatt am Anfang und am Schluss im Bug verstärkt. Am Ende etwas wurmstichig.

PROVENIENZ
  • Bibliothek Georg Reinhart (1877-1955) – dessen Exlibris auf dem hinteren Spiegel.
  • Aus Frankfurter Privatsammlung.
NACHWEIS

ISTC ib00632000; GW 4303; Hain 3137; BMC II, 424; Proctor 2028; Goff B 632; BSB-Ink B 490; IGI 1713; Oates 1000/1; Pell. 2375; Polain (+ Suppl.) 670; Voullaint, Bln. 1691; Murray Nr. 63 u. S. 813; Schramm XVII, SS. 3 u. 8 sowie Abb. in Bd. VIII (Köln), 358-472; Schreiber 3461; Eichenberger/Wendland, Dt. Bibeln vor Luther 91ff; Von Arnim, Slg. Schäfer I,52; Bibelsammlung Württemberg LB, E 22.

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit bestätigen wir Originalität sowie einwandfreie Herkunft der vorliegenden Inkunabel. Das Objekt ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit dem LostArt-Register abgeglichen. Für die Lieferung außerhalb der EU ist eine Ausfuhrgenehmigung der Kulturbehörden erforderlich.

Preis
52.000 €
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Tilo Hofmann
Artikelnummer
S674
Eine der prachtvollsten Inkunabeln: Die Kobergerbibel

Biblia Germanica

Die Neunte Deutsche Bibel.

Anton Koberger, Nürnberg, 17.02.1483

Mit zeitgenössisch kolorierten Holzschnitten, Goldhöhungen sowie Initialen mit Rankenwerk
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Tilo Hofmann
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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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