Jacobus de Voragine (1230-1298)
Passional oder Der Heiligen Leben.
Band 1 (Winterteil) sowie beiliegender Band 2 (Sommerteil) als reines Textfragment.
Anton Sorg, Augsburg, 24.XI.1488 und 4.XII.1488.
Extrem seltene Gesamtüberlieferung dieses bedeutenden und reich illustrierten Augsburger Druckes aus der Offizin von Anton Sorg. Laut GW existieren lediglich zwei weitere Exemplare von Teil I in öffentlichen Bibliotheken (Brünn und München). Im Exemplar der BSB fehlen 15 Blatt, drei weitere sind mit Textverlust beschädigt. Das einzige im Handel nachzuweisende Exemplar (wohl das Vorliegende) wurde 1929 für 1.400 Schweizer Franken veräußert.
Von den schönen Holzschnitten ist das (hier nur als Faksimile vorliegende) ganzseitige Einleitungsbild den früheren Sorg’schen Ausgaben entnommen, die übrigen, gänzlich anderen Holzschnitte, stammen von einem der Wissenschaft bisher nicht identifizierten Holzschnittmeister (Schramm Abb. 2516ff.).
Das Passional oder auch Passionale ist eine Sammelbezeichnung für die mittelalterliche Literaturgattung, in der Legenden zum Leben und Leiden (Passion) der Heiligen gesammelt wurden. Die Bücher dieser Gattung werden häufig auch als Legendar bezeichnet. Die kalendarisch angelegte Sammlung von Heiligenlegenden besteht aus einem Sommerteil (ca. 126 Legenden, beginnend mit dem Heiligen Ambrosius) und einem Winterteil (125 Legenden, beginnend mit dem Heiligen Michael), welche unabhängig voneinander überliefert wurden, wobei der Legendenbestand je nach der örtlichen Überlieferung variieren kann.
Einspaltige gotische Type mit 36 Zeilen. 128 zeitgenössische kolorierte Holzschnitte eines von einem der Wissenschaft bisher nicht identifizierten Holzschnittmeister (Schramm Abb. 2516ff.).
Abmessungen Blatt: 25 x 18 cm; Satzspiegel: 20 x 13,5 cm
321 (statt 326) num. Blatt mit 128 (statt 131) zeitgenössisch kolorierten Holzschnitten.
Die fehlenden fünf Blatt 1, 2, 8, 260 und 321 sind durch gut gearbeitete Faksimile ersetzt. Durch Fotokopien sind auch mit größerem Textverlust abgerissene Teile der Blätter 63 und 324 ersetzt bzw. ergänzt.
Das beigelegte Fragment des Sommerteils mit 164 (statt 286) Blatt ohne Illustrationen.
Wohl im 19. Jahrhundert individuell gefertigter Holzdeckelband mit Originalsubstanz der Renaissance. Blindgeprägtes Schweinsleder über massiven Holzdeckeln. Die Deckel mit Rollenstempelbordüren Heiligenrolle, Gelehrtenrolle und Palmettenfriesrolle. Mittelfelder mit Lilienstempeln. Zwei intakte Schließen. Gebunden auf vier echten Bünden. Dreiseitiger Blauschnitt. Sehr guter Zustand. Buchblock und Bindung fest und stabil. Deckel und Gelenke etwas berieben, bekratzt und fleckig. Der Beiband im neueren Pergamenteinband unter Verwendung einer Antiphonar-Handschrift des 17. Jahrhunderts.
Quart: 26,5 x 19,5 x 7,5 cm sowie 26 x 20,5 x 4 cm.
Sehr guter Zustand des Druckes. Sauberes Exemplar. Ränder ab und an leicht wasserfleckig. Einige Blatt anfangs im Bug verstärkt und/oder mit kleineren Randreparaturen. Die erhaltenen 128 Holzschnitte liegen allesamt im schönen zeitgenössischen Kolorit vor.
ISTC ij00163200; GW M11400 (unter „Legendar“); Hain 9980; BSB-Ink H 19 (im Exemplar der BSB fehlen 15 Blatt, drei weitere sind mit Textverlust beschädigt.); Hubay 1563; Schramm IV, 39; Schreiber 4312; nicht im BMC, im IGI, bei Proctor, Goff, Oates, Panzer, Pell, Polain, Voullaint und Zapf.
Hartung & Hartung, München, A 105, 05.11. 2002, Lot 204
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft der vorliegenden Inkunabel bestätigt. Das Werk ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit der LostArt-Datenbank abgeglichen. Bei Lieferung ins nichteuropäische Ausland besteht eine Ausfuhrgenehmigungspflicht gemäß den geltenden gesetzlichen Bestimmungen.
Jacobus de Voragine
Passional.
Anton Sorg, Augsburg, 24.XI.1488 und 4.XII.1488
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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