EIN AUSSERORDENTLICHER KUNSTSCHATZ

Zwei Tafelgemälde aus der Werkstatt Albrecht Dürer

KÜNSTLER

Albrecht Dürer (1471-1528)
Werkstatt des

Hans Süß von Kulmbach (1480-1522)
zugeschrieben

TITEL

Zwei Tafelgemälde
Der Heilige Evangelist Johannes mit dem Heiligen Erasmus sowie
Der Heilige Laurentius mit dem Heiligen Thomas

ENTSTEHUNG

Nürnberg, um 1515

TECHNIK

Mischtechnik auf Lindenholz
Grisaille-Malerei auf dunkelblauem Grund

BESCHREIBUNG

Äußerst qualitätsvolle Holztafelmalereien eines fränkischen Künstlers aus der Werkstatt von Albrecht Dürer. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um Hans Süß von Kulmbach.

Die vorliegenden Holzretabel sind offensichtlich die Außenseiten eines Altars. Leider sind bis zum heutigen Tag die Innenseiten und das Mittelbild nicht nachweisbar. Möglicherweise wurden diese Opfer von Bilderstürmern oder wurden im Rahmen von Säkularisierungen in alle Winde zerstreut. Hochinteressant erscheint die bei beiden Tafeln angewendete Technik der Grisaille-Malerei, welche von den Niederlanden kommend, in der deutschen Tafelmalerei zwischen 1500 und 1515 aufgenommen und angewendet wurde.

Die Reformation stoppte die künstlerische Fortentwicklung dieses meist Heiligenverehrenden Kunststiles. Zu finden sind diese Grisaillen allerdings noch auf Cranachs Torgauer Altar von 1509, heute im Frankfurter Städelmuseum befindlich. Zusätzlich sind dort die perspektivischen Scheibennimben zu sehen, ebenso wie auf den hier vorliegenden Retabeln.

Ludwig Meyer in seinem Gutachten:

„Bei den vorliegenden 2 Altarflügeln scheint mir ein besonderes graphisches Interesse vorzuliegen, was sich an der betonten Licht- und Schattenwirkung zeigt. Der Künstler ist sehr wahrscheinlich auch als Graphiker hervorgetreten. … Daß er den Heller-Altar von 1509 in der Frankfurter Dominikanerkirche mit den 2 Grünewald-Grisaillen gesehen habe, ist wohl anzunehmen. Dessen Mittelbild (von Dürer) klingt aber auch bei jenem Meister stark nach, der 1513 den Hochalter der Kunigundenkirche im mittelsächsischen Rochlitz schuf. …Die stärkste Verwandtschaft (bisher) sehe ich zu Hans von Kulmbach. Beide darf man als gleichaltrige Dürer-Schüler verstehen (um 1480-1522 die Lebenszeit des Hans Sueß von Kulmbach). Die besondere Nähe sehe ich in der Lichtführung, in der gestreckten Länge der Figuren und im Faltenwerk der Gewänder. Auch findet man die auffliegenden blonden Locken hier wie dort. Ich beziehe mich besonders auf den Verkündigungsengel in Wien, KHM. Auch sind Kulmbachs stehende Heilige auf dem Annenaltar von 1510 in Nürnberg, St. Lorenzkirche, gut vergleichbar.“

Aus dem Gutachten von Prof. Dr. Alfred Stange:

„Die vorliegenden  Flügeltafeln, die auf Grund des Dekors gegen 1510 zu datieren sind, befanden sich früher in der Sammlung Murray in Florenz, wurden 1929 versteigert, waren dann mir unbekannten Aufenthalts, zuletzt in einer rheinischen Privatsammlung, wo ich sie mehrfach gesehen habe. Der Maler, der ein Schüler von Dürer gewesen ist, gehört zu den besten Meistern der Dürerzeit, die Tafeln sind, obwohl Grisaille, malerisch von hoher Qualität.“

Nach unserer Auffassung liegen Malweise und Formgestaltung der vorliegenden Tafeln sehr nahe an einigen ähnlichen Retabeln mit Heiligendarstellungen aus dem Schaffen von Hans Süß von Kulmbach.  Besonders deutlich wird dies bei der Darstellung der Gegenstücke der Heiligen Vitalis und Dionysius bzw. Gubinius und Sigismund des 1510 entstandenen Annenaltars (Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Staatsgalerie in der Neuen Residenz Bamberg, www.sammlung.pinakothek.de/en/artwork/M0xyzmwLpl ) und der Tafel mit den Heiligen Cosmas und Damian vom 1505 entstandenen Nikolaus-Altar aus St. Lorenz zu Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum, www.zeno.org/nid/20004118618).

Beiliegend drei Gutachten von Prof. Dr. Alfred Stange (Tutzing 1963), dem Dürer-Forscher Friedrich Winkler (Berlin 1963) sowie Ludwig Meyer, Archiv für Kunstgeschichte (München 2002).

ABMESSUNGEN

Holzplatten jeweils 123 x 37 cm
Rahmen jeweils 132 x 47 cm

ZUSTAND

Guter, restaurierter Zustand. Die Schwarzlichtanalyse zeigt mehrere restaurierte Risse und Beschabungen und damit verbundene kleinere Übermalungen bzw. Retuschen, welche mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind.

PROVENIENZ
  • Sammlung Murray, Florenz (bis 1929)
  • Auktion Paul Cassierer & Bruno Helbing, Berlin 1929, danach
  • Sammlung Prof. Dr. Jakob Strieder, München (1877-1936)
  • Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, München (1963)
  • Rheinische Privatsammlung (1963-2001)
  • Lempertz Köln, A812, 17.11. 2001, Lot 1052
  • Sammlung Dr. Bernhard Decker, Frankfurt am Main (seit 2001)
REFERENZEN
  • Versteigerungskatalog Cassierer & Helbing, Berlin, 07.11.1929, Lot 314/315, Abbildungen Tafel L. Dieser befindet sich im Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München (Nachlass Prof. Ernst Buchner).
  • Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff, Katharina Heinemann und Jutta Schumann, Das Rätsel Grünewald, Haus der Bayerischen Geschichte, Bayerische Landesausstellung 2002/2003, Schloss Johannisburg (Aschaffenburg), Ausstellungskatalog , Augsburg 2002, Kat.-Nr. 101.
KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit wird die einwandfreie Herkunft der vorliegenden Gemälde bestätigt. Diese sind zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.

Preis
75.000 €
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Schreiben Sie mir gerne eine E-Mail
Tilo Hofmann
Artikelnummer
S601
Zwei Grisaille-Malereien der Dürer-Schule

Der Heilige Evangelist Johannes mit dem Heiligen Erasmus sowie
Der Heilige Laurentius mit dem Heiligen Thomas

Nürnberg, Dürerschule um 1515

 

Aus dem Gutachten von Prof. Dr. Alfred Stange:

„Die vorliegenden  Flügeltafeln, die auf Grund des Dekors gegen 1510 zu datieren sind, befanden sich früher in der Sammlung Murray in Florenz, wurden 1929 versteigert, waren dann mir unbekannten Aufenthalts, zuletzt in einer rheinischen Privatsammlung, wo ich sie mehrfach gesehen habe. Der Maler, der ein Schüler von Dürer gewesen ist, gehört zu den besten Meistern der Dürerzeit, die Tafeln sind, obwohl Grisaille, malerisch von hoher Qualität.“

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Tilo Hofmann
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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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