NACH EINEM ORIGINAL AUS DEM 12. JAHRHUNDERT VON GISLEBERTUS

Reliefpaar Liegender Adam und Eva von Autun

OBJEKT

Reliefpaar „Liegender Adam und Eva von Autun“ im romanischen Stil. Reliefplastische Darstellung von Adam und Eva nach dem Original des Nordportals der Kathedrale von Autun aus dem 12. Jahrhundert.

KÜNSTLER

Gislebertus, Nachfolger des 16. Jahrhunderts

Gislebertus war ein französischer Bildhauer des 12. Jahrhunderts, dessen ungefähr aus den Jahren 1120–1135 stammende Ausschmückung der Kathedrale Saint-Lazare in Autun, Burgund, Frankreich, auf zahlreichen Portalen, Tympana und Kapitellen die originellsten Arbeiten dieser Zeit darstellen.

ENTSTEHUNG

Frankreich, um 1570
nach den Originalen des 12. Jahrhunderts

MATERIAL

Alabaster, reliefiert, auf hölzernen Rahmensockel montiert.

BESCHREIBUNG

Reliefplastische Darstellung von Adam und Eva nach dem Original vom Nordportal der Kathedrale von Autun aus dem 12. Jahrhundert. Dargestellt ist die Szene, in der Eva durch die vorgehaltene Hand Adam jene Botschaft zuflüstert, deren Befolgung die Menschen aus dem Paradies vertrieben hat. Nur auf den rechten Ellenbogen und auf die Knie gestützt, bewegt sich Eva wie die Schlange selbst durch den Garten Eden. Ihren Blick hat sie auf Adam gerichtet, dem sie mit der zum Schalltrichter an den Mund gelegten rechten Hand einflüstert, zu tun, was sie schon getan hat, während sie mit der linken Hand nach hinten greift, um den Apfel zu pflücken, dessen Zweig ihr von der Krallenhand des Verführers entgegen gebogen wird. Dabei wird die Präsenz der weiblichen Nacktheit durch die anatomisch übersteigerte Drehung des Oberkörpers zum Betrachter noch erhöht. Adam ist ebenfalls liegend dargestellt, mit einem muskulösen, aber gealterten Körper. Auch hier trennt ein Baum seine Beine, ebenfalls mit deutlich symbolischen Blättern und Früchten. Er scheint sich nachdenklich oder erschüttert an den Kopf zu fassen.

Die derart sinnlichen Darstellungen sind für die Romanik überraschend offen und verweisen direkt auf die Verbindung zwischen Sexualität und Erbsünde. Sie gehören zu den ältesten erhaltenen monumentalen Darstellungen des Themas in der westlichen Kunstgeschichte, insbesondere im Kontext der Sünde und des Sündenfalls.

Beide Reliefs sind auf samtbezogene und vergoldete Holzrahmen montiert.

Diese Darstellungen von Adam & Eva gelten als eine der berühmtesten Beispiele der burgundischen Bildhauerkunst und die Eva als eine der ungewöhnlichsten Frauendarstellungen des gesamten Mittelalters. Meister Gislebertus hat dieses Portal nur wenige Jahre vor dem Westportal geschaffen und hat in dieser Frauengestalt eine für das 12. Jahrhundert außerordentliche Sinnlichkeit erreicht.

Das ursprüngliche Relief des Nordportals der Kathedrale von Autun wurde 1766 im Rahmen von Modernisierungsarbeiten zerstört, jedoch wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei Abriss eines grauen Steinhauses in Autun Teile davon wiederentdeckt, darunter das Relief der Eva, welches heute in dem Dom gegenüber liegenden Musée Rolin gezeigt wird. Das Relief des Adams gilt seit 1766 als verschollen.

Zwei ähnliche Ausführungen dieser Relikte befinden sich in der Sammlung der Yuko Nii Stiftung in den USA. Diese Versionen der Adam-und-Eva-Stürze der Kathedrale von Autun aus dem 12. Jahrhundert galten bisher als die einzige erhaltene Nachbildung dieser Meisterwerke von Giselbertus (insbesondere des verschollenen Adam).

STILISTISCHE EINORDNUNG

Der technische Duktus vorliegender Reliefs ist feiner als bei den Originalen von Gislebertus: Glattere Flächen, weichere Linien, weniger rauer Ausdruck. Dies ist ein Hinweis auf Renaissance-Stilprinzipien, besonders im 16. Jh. beliebt. Beide Figuren sind hoch erotisiert dargestellt, Eva mit betontem Hüftschwung, Adam muskulös-klassizistisch. Für die Romanik ist diese Stilistik untypisch, sie spricht eher für eine humanistische Neuinterpretation.

Die Pflanzenformen sind ornamentaler, fast manieristisch (z. B. die gerippten Blätter mit Perlenadern), was für eine Datierung ins späte 15. oder 16. Jahrhundert spricht. Die Figurentypen erinnern an den Übergang der Spätgotik zur Renaissance: Klassisch-idealisierte Körper, jedoch mit der romanischen Grundkomposition der Originale. Diese sind vergleichbar mit Werken aus dem Umkreis der Schule von Fontainebleau.

In der Renaissance gab es ein erneutes Interesse an „primitiver“ Kunst. Besonders im Norden wurde die romanische Kunst als „wahrhaftig“ oder „ursprünglich“ bewundert und von der zeitgenössischen Kunst aufgegriffen. Insofern könnten die vorliegenden Reliefs in humanistischen Kreisen als Rezeption antiker Themen durch mittelalterliche Linse verstanden worden sein.

Beispiele für derartige Kompositionen sind italienische Alabasterreliefs aus dem 16. Jahrhundert, oft mit biblischen Szenen in klassischer Manier oder auch deutsche Kleinplastiken der Renaissance (z. B. Hans Leinberger oder die Werkstatt Riemenschneider) welche ebenfalls solche Mischformen aus gotischer Komposition und Renaissance-Körperauffassung zeigen.

Basierend auf Stil, Technik und ikonographischen Details lässt sich ein Entstehungszeitraum zwischen 1500 und 1570 (also frühe bis mittlere Renaissance) vermuten. Entstanden sind die Reliefs wahrscheinlich in Frankreich oder evtl. auch in Norditalien. Sie könnten als Dekor eines Studiolo, humanistisches Sammlerstück oder theologisches Bildwerk mit bewusstem Rückgriff auf frühere Stilformen gedient haben.

ABMESSUNGEN

Reliefs jeweils: Höhe: 17,5 cm; Breite 32 cm; Tiefe 3,5 cm
Rahmen jeweils: Höhe 30 cm; Breite 44,5; Tiefe 3 cm
Gewicht: Eva 5,5 kg; Adam 4,7 kg

ZUSTAND

Sehr gute und genuine Erhaltung mit Alters- und Gebrauchsspuren. Partiell berieben und etwas angeschmutzt. Die Unterkanten mit geringfügigen Abplatzungen. Schöne Alterspatina. Adam unten mit altem Riss und alter Reparaturstelle am Bein. Die Goldfassung der Rahmen mit kleineren Abplatzungen.

REFERENZEN

Toman: Die Kunst der Romanik. Architektur – Skulptur – Malerei. Köln 1996, S. 345.

PROVENIENZ

Aus einer niederländischen Privatsammlung.

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit wird die einwandfreie Herkunft der vorliegenden Reliefs bestätigt. Diese sind zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit der Lost-Art-Datenbank abgeglichen.

Preis
6.500 €
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Katrin Hofmann
Artikelnummer
T181
Hochromanisches Relief Adam & Eva

Reliefplastische Darstellung von Adam und Eva nach dem Original vom Nordportal der Kathedrale von Autun aus dem 12. Jahrhundert. Dargestellt ist die Szene, in der Eva durch die vorgehaltene Hand Adam jene Botschaft zuflüstert, deren Befolgung die Menschen aus dem Paradies vertrieben hat. Nur auf den rechten Ellenbogen und auf die Knie gestützt, bewegt sich Eva wie die Schlange selbst durch den Garten Eden. Ihren Blick hat sie auf Adam gerichtet, dem sie mit der zum Schalltrichter an den Mund gelegten rechten Hand einflüstert, zu tun, was sie schon getan hat, während sie mit der linken Hand nach hinten greift, um den Apfel zu pflücken, dessen Zweig ihr von der Krallenhand des Verführers entgegen gebogen wird.

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Katrin Hofmann
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Highlight

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„Die Uhr schlägt - das Leben vergeht.“

Monumentales barockes Turmuhrwerk

Ein 350 Jahre altes Meisterwerk der Technik aus Eisen, Bronze, Stein und Holz erzeugt einen Herzschlag der Zeit, der ganze Generationen begleitete. Die Zahnräder greifen vollendet ineinander, sie messen die Stunden mit Präzision – und mahnen, dass auch unser Maß begrenzt ist.

 

Dieses monumentale Uhrwerk des 17. Jahrhunderts ist mehr als ein Mechanismus aus Eisen und Zahnrad – es ist ein Sinnbild menschlicher Kunst und Vergänglichkeit. In vollendeter Präzision schlägt es die Stunden, ordnet den Tag und erhebt den Blick zum Ewigen. Doch jeder Schlag ruft auch ins Gedächtnis: Wie das Räderwerk unaufhaltsam kreist, so rinnt auch das Leben dahin – ein klingendes Memento mori im Takt der Jahrhunderte.

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