Prachtvolle Weinprobierschale der Buchbinderzunft.
Augsburg, um 1670-1675
Beschauzeichen Augsburg, Seling 1980, BZ-Nr. 110 bzw. 121
Balthasar Haydt (Meister 1645-1680)
Meisterzeichen BH ligiert, Seling 1980, MZ-Nr. 1534
Das MZ könnte auch von Hans Jakob Baur III (Meister 1682-1703) stammen (Seling 1786), jedoch passt hier zeitlich das Beschauzeichen nicht.
Silber, getrieben, graviert und punziert.
Innen Restvergoldung,
Hervorragendes Zeitzeugnis europäischer Zünfte in Form einer großen barocken Zunftschale der Wiener Buchbinderinnung. Sechspassig ovale Schale. Am Rand zweiseitig kleine geschwungene Volutenhenkel. Der Spiegel mit großem, plastisch herausgearbeitetem, auf einem Ast sitzendem Papagei, umrankt von Früchten und Blattwerk. Der hochgezogene Rand mit Volutendekor. Am oberen Rand gepunzt mit
Augsburger Beschauzeichen sowie mit der Meistermarke von Balthasar Haydt. Das Meisterzeichen ähnelt demselben von Hans Jakob Baur III, jedoch finden wir aus dessen Zeit nicht unser Beschauzeichen. Ferner passt unsere Schale künstlerisch gesehen sehr gut in das Schaffen von Haydt, hingegen uns von Baur derartige Schalen nicht bekannt sind. Eine endgültige Zuschreibung überlassen wir der Wissenschaft.
Auf der Rückseite dieser als Branntweinschale genutzten Zunftschale sind die Namen von insgesamt 19 Mitgliedern der Buchbinderzunft zu Wien, um 1711, eingraviert. Die Inschriften lauten:
„A(nno) 1711 den 29. Juny ist dises Geschenck dem Herrn Vatter Valeriano Michael Hes vo einer erbahren geselschafft der buchbinter präsen. wolen.
H. Satori von Fridberg
E. Brandes aus Braunschweig
Eslinger von Prag Junggesel
Christoph Wesel von Bremen Altgesel
Johann Paul Franck von der Neus
J. Schanei von Leobschütz aus Schlesing
v. Gmelch von Bamberg
S. Turcke von Klangfurt
Lachinger von Passau
Lüster von Merckenthal
Lachmüller aus Francken
Walcher von Wien
Rodtman von Wirtzburg
J. Reuter von Augspurg
M. Schmidt von Gratz
Rosetreter von Brin
Rünger von Wien
C. Giller von Hirschberg“
Das gesamte Einzugsgebiet der Mitglieder dieser Wiener Buchbindergesellschaft erstreckte sich nahezu über den gesamten deutschsprachigen Raum.
Länge: 17 cm
Breite: 17 cm
Höhe: 4,5 cm
Gewicht: 151 Gramm
Guter Zustand mit Alters- und Gebrauchsspuren. Die Vergoldung stärker berieben. Lippenrand mit winzigen Chips.
Süddeutsche Privatsammlung.
Seling 1980, BZ-Nr. 110 bzw. 121; MZ-Nr. 1534 oder auch 1786
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft der Schale bestätigt. Diese ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.
Mit Gravuren von 18 Mitgliedern der Buchbinderzunft
Balthasar Haydt (Meister 1645-1680)
Augsburg, um 1670-1675
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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