Kunstvoller barocker Weinpokal mit erotischer Szene
Sachsen, Glashütte Glücksburg oder/und Dresden, um 1740
Leicht manganstichiges Schnittglas
Jeder kennt heute das 1708 erfundene und 1710 von August dem Starken patentierte Meissner Porzellan. Doch kaum jemand weiß um die gläsernen Schätze, die zu diesen Zeiten in Sachsen entstanden. Wir sammeln und handeln mit den Gläsern, die in dieser Hütte entstanden sind oder entstanden sein könnten:
Prachtvolles barockes Pokalglas. Hochgezogener facettierter Scheibenfuß mit Abriss. Facettiert geschliffener Balusterschaft mit eingestochenen Luftblasen. Kugelnodus und trichterförmige, konische Kuppa. Kuppaansatz wabenfacettiert. Die Kuppa mit detailreichem figuralem Schliffdekor einer nackten Frau auf einem Diwan liegend. Davor Ihr Gatte, einem Schlüssel hochhaltend, wohl mit der Absicht ihr einen Keuschheitsgürtel anzulegen. Darüber der Spruch:
„Auf das kein Schade geschehe“.
Rückseitig eine weitläufige Landschaft mit Kirchturm. Lippe mit umlaufendem Punktdekor. Kuppa und Schaft mit Luftblaseneinschlüssen. Hervorragendes Beispiel eines erotischen Pokals aus dem Barock.
Höhe: 19,0 cm
Durchmesser Lippe: 8,1 cm
Durchmesser Fuß: 9,0 cm
Ausgezeichnete Erhaltung. Keine Chips oder Beschädigungen. Mit den für handgemachten Glas dieser Zeit üblichen Lufteinschlüssen.
Norddeutsche Privatsammlung
G. Haase: Sächsisches Glas. Geschichte, Zentren, Dekorationen. Lizenzausgabe. Klinkhardt u. Biermann, München, 1988
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des Pokals bestätigt. Er ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.
Da das Porzellan noch nicht erfunden war und dieses auch nicht die kurfürstlichen Probleme der Beschaffung von Weinpokalen gelöst hätte und die kurfürstlich-sächsische Glashütte in Pretzsch aus Mangel an Brennholz zum Erliegen gekommen war, ordnete Kurfürst August der Starke am 28. Mai 1700 die Errichtung zweier neuer Glashütten in geeigneteren Gefilden an. Die eine sollte vor dem Wilsdruffer Tor in Dresden (Ostra-Allee) erbaut werden und die zweite beim Jagdhaus Glücksburg. Die drei aus Italien stammenden Brüder aus der Glasmacherfamilie Fremel erhielten hierzu den Bau- Betreiberauftrag und durften hierzu das Jagdhaus Glücksburg zur Miete bewohnen. Doch auch hier wurde ab 1739 das Brennholz knapp. 1750 wanderte Hüttenmeister Hellwig zur Baruther Glashütte ab und es kam 1751 zur Stilllegung der Hütte, welche dann im Siebenjährigen Krieg durch preußische Truppen geplündert wurde und die Produktion endgültig zum Erliegen kam.
Das in Glücksburg produzierte Glas war von guter Qualität und sehr begehrt. So wurde zum Beispiel 1728 Glas im Wert von rund 21.500 Talern erzeugt (vgl. Haase, Sächsisches Glas). In Glücksburg wurden vorwiegend Gläser für den niederen Adel und das reichere Bürgertum hergestellt. Ab 1750 wurden die noch vorhandenen Glücksburger Glasbestände in Dresden weiter veredelt und geschliffen.
Ein 350 Jahre altes Meisterwerk der Technik aus Eisen, Bronze, Stein und Holz erzeugt einen Herzschlag der Zeit, der ganze Generationen begleitete. Die Zahnräder greifen vollendet ineinander, sie messen die Stunden mit Präzision – und mahnen, dass auch unser Maß begrenzt ist.
Dieses monumentale Uhrwerk des 17. Jahrhunderts ist mehr als ein Mechanismus aus Eisen und Zahnrad – es ist ein Sinnbild menschlicher Kunst und Vergänglichkeit. In vollendeter Präzision schlägt es die Stunden, ordnet den Tag und erhebt den Blick zum Ewigen. Doch jeder Schlag ruft auch ins Gedächtnis: Wie das Räderwerk unaufhaltsam kreist, so rinnt auch das Leben dahin – ein klingendes Memento mori im Takt der Jahrhunderte.