FRÜHDRUCK VON PETER SCHÖFFER AUS DEM KLOSTER ST. MANG

Wilhelm Horborch: Decisiones Rotae Romanae

AUTOR

Wilhelm Horborch (um 1310-1384)

TITEL

Decisiones Rotae Romanae. Add: Decisiones antiquae. Ed: Guillelmus Gallici, Guillelmus Horborch and Bonaguida Cremonensis; Decisiones novae. Comp: Guillelmus Horborch; Jacobus de Camplo: Additiones.
Zwei Teile in einem Band.

DRUCK

Peter Schöffer, Mainz, 4. Januar 1477

BESCHREIBUNG

Sehr schöner Frühdruck aus der Offizin von Peter Schöffer, Mitarbeiter Gutenbergs und Urvater des Buchdrucks. Die Decisiones sind Sammlungen von Entscheidungen des päpstlichen Auditorengerichts, unabhängig voneinander durch einzelne Auditoren des 14. und 15. Jahrhunderts zusammengestellt. Die sogenannten „Decisiones antiquae“ sind von Guillelmus Galici, Guillelmus Horborch und Bonaguida Cremonensis zusammengestellt, die sogenannten „Decisiones novae“ von Horborch allein.

„Eines der seltensten Schöfferdrucke, der selbst im BM nicht vollständig vorhanden ist.“ (Baer Kat. 750, 919). Prächtig erhaltener Druck in der sog. „Durandustype“. Nach diesem Werk ist die kleine Durandus- Type, mit der es durchgehend gedruckt ist, die „Rota Type“ genannt worden. Die Überschriften der Tabula sind mit der großen Texttype der lateinischen 48-zeiligen Bibel von 1462 gedruckt. Am Ende mit der berühmten Druckermarke, der ältesten Druckermarke überhaupt, die zusammen mit dem Kolophon in Rot gedruckt ist. Von großer Seltenheit, wir finden kein Exemplar in den Auktionsdatenbanken der letzten 30 Jahre.

Das vorliegende Exemplar mit dem eigentümlichen Phänomen der sogenannten  „stubs“ in einigen Lagen, das sind nahezu halbierte Druckbogen, statt der regulären Doppelblätter, die durch überstehenden Falze mitgeheftet wurden (vgl. hierzu den beiliegenden Schriftwechsel des Sammlers Heinrich Legel mit Dr. Martin Boghardt von der HAB Wolfenbüttel).

Die Vorfahren Wilhelm Horborchs waren Patrizier aus Hamburg. Sein Vater Johann und der Bruder Bertram Horborch gehörten dem Hamburger Rat an und fungierten dort als Bürgermeister. Wilhelm Horboch studierte die Freien Künste und Rechtswissenschaften in Paris. Papst Innozenz VI. berief ihn 1361 als Magister der Freien Künste und Baccalaureus des Kirchenrechts zum Kollektor in der Diözese Bremen und in der Diözese Verden. Zwei Jahre später übernahm er das Amt des Dompropstes im Hamburger Domkapitel und wechselte im selben Jahr auf die Stelle des Domdekans. Somit übernahm er bis 1367 die kirchliche Gerichtsbarkeit. Von 1367 bis 1368 studierte Wilhelm Horborch Jura in Bologna, wo er zum Doktor des Kirchenrechts promovierte wurde. 1371/72 folgte er einem Ruf des Kaisers Karl IV. als Professor des Kirchenrechts an die von diesem 1348 gegründete Universität Prag. Papst Gregor XI. ernannte Horborch 1375/76 zum Auditor der Rota Romana mit Amtssitz zunächst in Avignon und anschließend bis Lebensende in Rom. 1379 wurde er zum Dompropst in Krakau berufen, übertrug die Amtsgeschäfte jedoch einem Vikar. Während der Zeit in Rom fasste er in chronologischer Reihenfolge Entscheidungen der Rota Romana zusammen. Die erste Sammlung „Decisiones antiquae“ umfasste die Jahre bis 1376, die zweite Decisiones novae die Jahre von 1376 bis 1381.

AUSSTATTUNG

Zweispaltige gotische Type in drei Größen in bis zu 50 Zeilen. Eine schöne Holzschnitt-Druckermarke und Kolophon in Rot. Unberührter, jungfräulicher Druck mit leeren Initialspatien.
Satzspiegel: 22,5 x 15,5; Blattformat: 30,5 x 23,5 cm.

KOLLATION

113 (statt 114) nicht num. Blatt (ohne das letzte weiße); 175 (statt 176) nicht num. Blatt (ohne das weiße Blatt 28). Im Text absolut vollständiges Exemplar.
Lagenformel: a6; b-h10; i12; kl8; m10; ab10; ¹⁰; c8; d10; e8; f-h10; i12; k10; l12; m-o10; p6;q10; r12; s8.

EINBAND

Originaler spätgotischer Einband aus einer Augsburger Werkstatt. Blindgeprägtes Kalbsleder über massiven Holzdeckeln. Im Innenfeld Bogenraute mit Einzelstempel eines großen Blüten- und Blattornaments, umgeben von einer Bordüren aus Zweigen mit Blättern zwischen dreifachen Streicheisenlinien. Drei Doppelbünde. Vorderdeckel mit handschriftlichem Titelschild und zwei ziselierten Schließbeschlägen aus Messing. Die Schließbügel erneuert. Späteres goldgeprägtes Rückenschild. Guter Zustand. Buchblock und Bindung fest und stabil. Deckel berieben und beschabt und mit einigen Wurmlöchern. Rücken am Fuß mit kleiner Schadstelle, oben mit Einriss im Leder. Festes Vorsatzpapier unter Verwendung eines Druckes von Günther Zainer. Folio: 32,5 x 25 x 9 cm.

ZUSTAND

Ausgezeichneter Zustand. Breitrandiges und sauberes Exemplar. Nahezu fleckenfrei und druckfrisch wirkend. Kräftiger, fühlbarer Druck auf festem Büttenpapier. Partiell wenige kleine Wurmlöcher. Keine Beschädigungen oder Ausrisse.

PROVENIENZ
  • Kloster St. Mang in Füssen – dessen handschriftlicher Besitzvermerk auf dem ersten Textblatt am Kopf
  • Sammlung Heinrich Legel – dessen Exlibris Vorderspiegel.
REFERENZ

Literatur:  ISTC id00108000; BSB-Ink D-86; GW 8201; Goff D108; H 6047*; Lehmann-Haupt 60; BMC I 33 II.
Bibliotheken:  Insgesamt nur 57 Exemplare in Bibliotheken weltweit.

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

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Preis
22.500 €
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Tilo Hofmann
Artikelnummer
A550
FRÜHDRUCK VON PETER SCHÖFFER AUS DEM KLOSTER ST. MANG:

Wilhelm Horborch: Decisiones Rotae Romanae

Peter Schöffer, Mainz, 4. Januar 1477

„Eines der seltensten Schöfferdrucke, der selbst im BM nicht vollständig vorhanden ist.“ (Baer Kat. 750, 919). Prächtig erhaltener Druck in der sog. „Durandustype“. Nach diesem Werk ist die kleine Durandus- Type, mit der es durchgehend gedruckt ist, die „Rota Type“ genannt worden. Die Überschriften der Tabula sind mit der großen Texttype der lateinischen 48-zeiligen Bibel von 1462 gedruckt.

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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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