FRÜHES ILLUSTRIERTES VORHERSAGEBÜCHLEIN

Practica & Praenostication, Augsburg 1534

AUTOR

Johannes Lichtenberger (1430-1503)

TITEL

Diese Practica und Praenostication ist gedruckt worden zu Mainz im M. CCCC. XCII. Jahr …

DRUCKER

Heinrich Steiner, Augsburg, 1534

BESCHREIBUNG

Außerordentlich seltenes und frühes Exemplar eines reich mit prachtvollen Holzschnitten illustrierten „Prognosticums“ oder Vorhersagebüchleins (auch Vaticinium) aus dem Jahr 1492, dessen Prophezeihungen angeblich über 75 Jahre, bis ins Jahr 1567 gültig sein sollten.

„werdt biß man zelt M.D.lxvij. Jar. Darin ein yeder mensch abnemen und erkennen mag, wie die vergangen zeyt auch yetzt die gegenwertig in diser Practica zutrifft, und darneben zu besorgen wie hierinn künfftigs zukommen mag, doch Gott ist alle ding möglich“ (Untertitel).

Der mutmaßlich am Hofe Kaiser Friedrichs III. wirkende Astrologe Johannes Lichtenberger hatte die Jupiter-Saturn-Konstellation des Jahres 1484 und die Sonnenfinsternis von 1485 zu Prognostiken benutzt, welche erstmals ca. 1488 in Heidelberg erschienen waren (Hain 10080) und dann bis ins 19. Jahrhundert in zahlreichen, immer wieder aktualisierten Ausgaben (zuletzt Berlin 1873) aufgelegt wurden. Zu begründen ist die langanhaltende Popularität dieser Vorhersagen mit den kirchlichen und politischen Aspekten (Türkengefahr etc.) bzw. mit der tagespolitischen Auslegbarkeit von Lichtenbergers Prophezeiungen. So erschienen ab 1527 mehrere deutsche Ausgaben mit einer Vorrede Martin Luthers, der bei Lichtenberger Hinweise auf den Papst als Antichrist erkannt haben wollte.

Vor allem aber standen die Prognostiken in der Tradition der spätmittelalterlichen Endherrscherprophetie, die Lichtenberger zunächst hoffnungsvoll auf Kaiser Friedrich III., später auf dessen Nachfolger Maximilian projizierte.

„Die eschatologische Erwartung ebbt zwar im 16. Jahrhundert ab, doch es bleibt die Sehnsucht nach dem Idealkaiser, nach dem Retter und Reformator. Ebenso wie Lichtenberger knüpften die Menschen des 16. Jahrhunderts ihre Hoffnung an die jeweilige Herrschergestalt und forderten von ihr die Erfüllung der alten Weissagungen“ (Kurze, S. 60).

Lichtenberger gliederte seine Prognostiken in drei Teile, die der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung entsprechen, indem sie sich auf Kirche, das heilige Reich sowie auf den Laienstand beziehen. Die vorliegende Ausgabe basiert auf der Mainzer Variante von 1492. Sie ist die zweite bei Heinrich Steiner in Augsburg gedruckte und enthält die gleichen Holzschnitte Jörg Breus (1475-1537) wie seine Ausgabe von 1526 (vgl. VD16 L 1594).

Johannes Lichtenberger war ein deutscher Astrologe. In den 1470er Jahren wirkte er an Fürstenhöfen und wurde er Hofastrologe Kaiser Friedrichs III. (1415–1493). Danach Rückzug in seine alte Heimat, wo er vor 1481 die Pfarrstelle in Brambach besetzte.

AUSSTATTUNG

46 Textholzschnitten von Jörg Breu (1475-1537).
Blattgröße: 30,8 x 19 cm; Satzspiegel: 24 x 15 cm.

KOLLATION

48 nicht num. Blatt. Vollständig.
Lagenpaginierung: A-H6.

EINBAND

Pergamenteinband des 18. Jahrhunderts. Intakte erneuerte Schließbänder. Buchblock im dreiseitigen Blauschnitt. Guter Zustand, Deckel stärker fleckig und angeschmutzt.
Quartformat: 31,5 x 21 x 1,8 cm.

ZUSTAND

Hervorragend erhaltener Druck. Sauberes und breitrandiges, teils unbeschnittenes Exemplar. Partiell etwas fleckig, sonst durchgehend sauber und erstaunlich frisch. Die Holzschnitte in kräftigen Abdrucken und kontrastreich. Keine Beschädigungen oder Verluste.

NACHWEIS

Literatur: VD16 L 1602.
Bibliotheken:  VD16 weist nur ein einziges Exemplar in der BSB München nach.
Handel:  Nur ein Exemplar nachweisbar: Koller A164, Lot 205, 2013. Zuschlag ohne AG = 7.200 CHF

PROVENIENZ

Erworben aus einer Berliner Privatsammlung.

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Preis
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Katrin Hofmann
Artikelnummer
T164
Illustriertes Prognosticum

Der am Hofe Kaiser Friedrichs III. wirkende Astrologe Johannes Lichtenberger hatte die Jupiter-Saturn-Konstellation des Jahres 1484 und die Sonnenfinsternis von 1485 zu Vorhersagen benutzt, welche erstmals um 1488 in Heidelberg erschienen waren und dann bis ins 19. Jhd. in zahlreichen, immer wieder aktualisierten Ausgaben aufgelegt wurden.

Zu begründen ist die langanhaltende Popularität dieser Vorhersagen mit den kirchlichen und politischen Aspekten (Türkengefahr etc.) bzw. mit der tagespolitischen Auslegbarkeit von Lichtenbergers Prophezeiungen. So erschienen ab 1527 mehrere deutsche Ausgaben mit einer Vorrede Martin Luthers, der bei Lichtenberger Hinweise auf den Papst als Antichrist erkannt haben wollte.

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Katrin Hofmann
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Highlight

Horologium pulsat - vita fugit.
„Die Uhr schlägt - das Leben vergeht.“

Monumentales barockes Turmuhrwerk

Ein 350 Jahre altes Meisterwerk der Technik aus Eisen, Bronze, Stein und Holz erzeugt einen Herzschlag der Zeit, der ganze Generationen begleitete. Die Zahnräder greifen vollendet ineinander, sie messen die Stunden mit Präzision – und mahnen, dass auch unser Maß begrenzt ist.

 

Dieses monumentale Uhrwerk des 17. Jahrhunderts ist mehr als ein Mechanismus aus Eisen und Zahnrad – es ist ein Sinnbild menschlicher Kunst und Vergänglichkeit. In vollendeter Präzision schlägt es die Stunden, ordnet den Tag und erhebt den Blick zum Ewigen. Doch jeder Schlag ruft auch ins Gedächtnis: Wie das Räderwerk unaufhaltsam kreist, so rinnt auch das Leben dahin – ein klingendes Memento mori im Takt der Jahrhunderte.

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