Horae B.M.V. – Hore intemerate dei genitricis virginis marie secu(n)dum usum romanum.
Stundenbuch für den Gebrauch von Rom.
Thielman Kerver, Paris, 1507
Jean Pichore (tätig zwischen 1502 und 1521)
Jean d’Ypres (tätig zwischen 1497-1502)
Äußerst prachtvoll gestaltetes, vollständiges und wohlerhaltenes Pariser Stundenbuch aus dem frühen 16. Jahrhundert aus der renommierten Druckerei von Thielmann Kerver (tätig in Paris von 1497 – 1522), vollständig auf Pergament gedruckt. Die für die finanziell potenten Eliten auf Pergament gedruckten Exemplare profitierten von der Beliebtheit der teureren illuminierten Manuskripte des 15. Jahrhunderts. Eine sehr seltene illustrierte Ausgabe, vollständig auf Pergament gedruckt.
Neben den insgesamt 20 prächtigen ganzseitigen Illustrationen, darunter die Titelseite mit der Druckermarke, dessen Wappen von zwei Einhörnern gehalten wird (Polain 111), und die berühmte Tafel mit dem Aderlass-Mann auf der Rückseite der Titelseite, ist diese Ausgabe besonders wertvoll wegen der 200 figürlichen Bordüren, die den Text umrahmen. Dazu gehört eine beeindruckende Darstellung der Apokalypse auf Blatt e7, gespickt mit Monstern und Teufeln, die die Verdammten quälen.
Die Holz- bzw. Metallschnitte dieser Ausgabe verbinden die Kompositionen von Jean d’Ypres (tätig zwischen 1497-1502), bekannt als „Meister der Apokalypsenrose“, mit denen von Jean Pichore, einem zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Paris tätigen Formschneider, der eng mit Kerver zusammenarbeitete.
Die handschriftliche Illumination dieses Exemplars beschränkt sich auf die Initialen, während hier die ganzseitigen Holzschnitte vollständig genuin erhalten sind. Meistens wurden diese erst später koloriert und in der Zeit des Barock häufig auch übermalt. Vollständige Exemplare dieser Luxus-Drucke sind heute nur äußerst selten erhalten, da die ganzseitigen Miniaturen über Jahrhunderte hinweg gern geplündert wurden.
Thielman Kerver, tätig von 1497 bis 1522, Drucker, Buchhändler und Verleger („libraire juré“) in Verbindung mit der Universität Paris, wurde in Koblenz geboren. Er zog nach Paris, um als Buchhändler zu arbeiten und begann zusammen mit dem Drucker Jean Philippe, sich für die Veröffentlichung von Stundenbüchern zu interessieren. Sein erstes eigenständiges Buch mit dem Titel Hore beate Marie Virginis secundum usum Sarum druckte er 1497 für die Kirche von Salisbury. Er wurde ein sehr erfolgreicher Verleger und war besonders für seine Stundenbücher bekannt. Zwischen November 1503 und 1520 befand sich sein Geschäft in der Rue Saint-Jacques unter dem Zeichen Gril, wie im Kolophon dieses Exemplars angegeben.
Einspaltige, 29-zeilige Bastarda-Gothic. Sämtliche Seiten mit großer vierseitiger gestochener Randbordüre mit Hunderten Metall- und Holzschnitten. Hunderte Initialen in Rot, Blau und Gold. Auf der ersten Seite über dem Titel die Druckermarke von Kerver mit dem Einhorn.
Das letzte Blatt mit Kolophon. Einige große illuminierte Initialen in Blau mit weißen Akzenten auf gold- und dunkelrosa, Hintergrund mit Blumen. Rubrizierte Initialen, Absatz- und Zeilenfüllern in Rot, Blau und Gold.
Mit Kalendarium und Almanach auf 25 Jahre (1506-1530). Danach folgen 19 große sowie 44 kleinere (siebenzeilige) Holz- bzw. Metallschnitte sowie 200 historisierte und illustrierte Randbordüren mit Hunderten von Metallschnitten.
Am Ende das Kolophon (n4v: „Ces presentes heures a lusaige de Romme furent achevées le.xx. jour de janvier l’an mil cinq cens et.vii. par Thielman Kerver imprimeur libraire juré de l’université de Paris demourant en la rue saint Jacques a l’enseigne du Gril.“).
Hier die großen Miniaturen:
Blattmaße: 19,7 x 12,8 cm; Satzspiegel: 18,5 x 11 cm.
100 nicht num. Blatt. Vollständig.
Lagenkollation: a-m8; n4.
Grüner Samteinband aus dem 19. Jahrhundert. Innenseiten und Vorsatzblätter aus weiß marmorierter Seide. Zwei verzierte Messingschließen. Buchblock mit dreiseitigem Goldschnitt. Guter Zustand mit Gebrauchsspuren. Ecken bestoßen. Samt berieben und an den Kanten etwas zerschlissen.
Abmessungen: 20,8 x 14,5 x 3 cm.
Guter und genuiner Zustand mit nur wenigen Alters- und Gebrauchsspuren. Zumeist kräftiger Druck, insbesondere auch die ganzseitigen Illustrationen. Die ersten beiden Blatt stärker gebräunt und etwas knittrig. Sonst nur vereinzelt etwas fleckig. Die ersten Lagen oben im Randbereich leicht gebräunt. Einige wenige kleine Farbverwischungen der Miniaturen. Pergament materialbedingt unterschiedlich gebräunt.
Moreau I, 1507, 102, erwähnt zwei Exemplare, eines in Grenoble (I.a.207) und eines in Nantes, Musée Dobrée (Dobree 32)); Bohatta 830; Tenschert, Horae B. M. V.: 158 Stundenbuchdrucke der Sammlung Bibermühle…, Ramsen, 2003, Band II, Nr. 58: „Paris, Thielman Kerver, 20. Januar 1507 […] Almanach 1506-1530“; Claerr, T., Imprimerie et réussite sociale à Paris a la fin du Moyen Age. Thielman Kerver, imprimeur-libraire de 1497 à 1522. Catalogue des éditions, Band II, Nr. 129; Nicht in Lacombe; Per Jean d’Ypres: Ingo F. Walther und Norbert Wolf, Chefs-d’œuvre de l’enluminure, Taschen, 2005; Nicole Reynaud, „Le Maître des Très Petites Heures d’Anne de Bretagne“, in François Avril und Nicole Reynaud, Les manuscrits à peintures en France, 1440-1520, BNF/Flammarion, 1993; Per Jean Pichore: Caroline Zöhl, Jean Pichore Buchmaler, Graphiker Und Verleger In Paris Um 1500, Brepols Publishers n.v., Turnhout, Belgien, 2004.
Italienische Privatsammlung.
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Äußerst prachtvoll gestaltetes, vollständiges und wohlerhaltenes Pariser Stundenbuch aus dem frühen 16. Jahrhundert aus der renommierten Druckerei von Thielmann Kerver, vollständig auf Pergament gedruckt. Die für die finanziell potenten Eliten auf Pergament gedruckten Exemplare profitierten von der Beliebtheit der teureren illuminierten Manuskripte des 15. Jahrhunderts. Eine sehr seltene illustrierte Ausgabe, vollständig auf Pergament gedruckt.


Ein 350 Jahre altes Meisterwerk der Technik aus Eisen, Bronze, Stein und Holz erzeugt einen Herzschlag der Zeit, der ganze Generationen begleitete. Die Zahnräder greifen vollendet ineinander, sie messen die Stunden mit Präzision – und mahnen, dass auch unser Maß begrenzt ist.
Dieses monumentale Uhrwerk des 17. Jahrhunderts ist mehr als ein Mechanismus aus Eisen und Zahnrad – es ist ein Sinnbild menschlicher Kunst und Vergänglichkeit. In vollendeter Präzision schlägt es die Stunden, ordnet den Tag und erhebt den Blick zum Ewigen. Doch jeder Schlag ruft auch ins Gedächtnis: Wie das Räderwerk unaufhaltsam kreist, so rinnt auch das Leben dahin – ein klingendes Memento mori im Takt der Jahrhunderte.