AUS DEM BESITZ DES SLOWENISCHEN HOCHADELS - WINDISCHGRÄTZ

Missale im prachtvollem Silbereinband

TITEL

Missale Romanum Decreto Sacrosancti Concilii Tridenti Restitutum S. PII V. Pontificis Maximi.

DRUCK

Typographia Orsiniana, Neapel, 1820

SILBEREINBAND

Italien, wohl Rom, um 1820
Punzen „Roman“ sowie ein Römerkopf mit einer „8“.
Geprüftes 800-er Silber.

BESCHREIBUNG

Überaus prachtvoll ausgestattetes Neapolitanisches Missale im prunkvollen Silbereinband aus dem Besitz Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz (1787-1862). Hierauf deutet das in den Vorderdeckel gearbeitete monogrammierte Wappen mit dem Motiv der drei Berge unter drei sechsstrahligen Sternen und der fünfarmigen Krone, welche ein Fürstenhaus verdeutlicht.

Das Wappen mit drei sechsstrahligen Sternen über drei Bergen entstammt eindeutig der Celje‑Heraldik, wurde übernommen vom Wappen der Grafen von Cilli und heute Vorbild für das slowenische Staatswappen. Die Familie Cilli erlosch jedoch bereits 1456 im Mannesstamm und ihre Besitzungen fielen an die Habsburger, so dass zur Entstehungszeit des Einbandes keine aktiven Führer dieser Familie mehr existent waren.

Die Verwendung des Wappens im Jahr 1820 deutet auf jemanden im europäischen Hochadel, der bewusst diesen historischen Bezug wählte. Insofern ist eine nähere Betrachtung des Monogramms zur Feststellung der Erstprovenienz unerlässlich. Kalligraphisch scheinen die drei Lesarten „AT“, „AJ“ oder auch „AI“ plausibel. Nach unseren Recherchen könnte der Erstbesitzer dieses Einbands höchstwahrscheinlich Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz (1787-1862) gewesen sein. Dieser war Fürst und Feldmarschall der Habsburgermonarchie und dessen Geschlecht stammt aus der Region Windischgrätz, heute Slovenj Gradec in Slowenien und berief sich auf ältere Wurzeln in der Region der Grafen von Cilli, wenngleich diese nicht direkt miteinander verwandt waren. Das Wappen derer von Windisch-Graetz ähnelt durchaus dem vorliegenden Wappenbild: geviertes Wappen mit Wolfs-Kopf, Doppelschild und Schildhaltern. In einigen Darstellungen tauchen Sterne und Dreiberg (Hügel). Das Monogramm „AT“ könnte wiederum für „Alfredus To(tus)“, „Alfredus Titulatur“ oder auch als Buchstaben für einen lateinisierten Doppel- oder Taufnamen stehen. In älterer lateinischer Heraldik und Stilistik waren solche „Namensspielereien“ mit Initialen durchaus üblich. Die Interpretation des zweiten Buchstabens des Monogramms kann von uns jedoch nicht gesichert belegt werden und bleibt unklar.

AUSSTATTUNG

Imposanter Schwarz-/Rotdruck in zwei Spalten. Eine Kupferstich-Titelvignette, drei Kupferstichtafeln, darunter der Kreuzigungsholzschnitt sowie mehreren Vignetten und etlichen Notendrucken in Holzschnitt.

KOLLATION

3 Blatt (weiß/Titel/weiß);  58 Seiten Vorstücke inkl. Kalendarium (I-LVIII); 628 Seiten; 172 Seiten (I-CLXXII); 5 Blatt (7 Seiten und ein weißes Blatt). Zwischengebunden drei nicht num. Tafeln.
Zusammen 440 Blatt. Vollständig.

EINBAND

Außerordentlich prachtvoll gestalteter, schwerer Silbereinband über Holzdeckel. Massiv silberner, verzierter Rücken mit zwei silbernen scharniergelagerten Deckel, welche flächig mit massiven, außerordentlich reich verzierten durchbrochen Silberapplikationen bedeckt sind. Darunter roter Samt. Die Deckelverzierungen zeigen barocke florale Elemente wie Akanthus, Blattwerk und Blüten. In der Mitte des Vorderdeckels ein bekröntes Wappen mit dem Motiv der drei Berge unter drei Sternen mit fünfarmiger Krone und den Initialen „AJ“ sowie seitlichen Puttenbläsern. Im Zentrum des hinteren Deckels die Heilige Maria Magdalena mit dem Heiligen Kelch (IHS) und dem Kreuz als Symbol für ihre Rolle bei der Verkündigung der Auferstehung Jesu. Dieser Kelch ist eine mythische Reliquie, die angeblich von Jesus benutzt wurde und die ein Symbol für das ewige Leben und die Erlösung ist. Die Kanten und Ecken sind ebenfalls aus massiven Silber. Der Buchblock mit dreiseitigem Goldschnitt und seidenen Blattweisern. Spiegel und Vorsätze in Marmorpapier. Ausgezeichneter Zustand. Die Silberdecken an den Gelenken etwas verbogen und etwas oxydiert. Ohne Beschädigungen oder Verluste.
Abmessungen: 25,5 x 21 x 7 cm. Gesamtgewicht des Bandes: 2.768 Gramm.

ZUSTAND

Sehr gute Erhaltung. Sauberes und breitrandiges Exemplar. Papier in den Rändern partiell etwas knittrig, gebräunt und vereinzelt mit geringfügigen Stockflecken. Letzte Blatt im Rand schwach wasserrandig. Kräftiger Druck auf festem Büttenpapier, noch ganz im Stil des Barocks.

PROVENIENZ

Erworben aus einer deutschen Privatsammlung.

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des vorliegenden Bandes bestätigt. Dieser ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit der LostArt-Datenbank abgeglichen.

Preis
3.800 €
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Tilo Hofmann
Artikelnummer
T255
Überaus prachtvoll ausgestattetes Neapolitanisches Missale im prunkvollen Silbereinband.

Imposanter Schwarz-/Rotdruck in zwei Spalten. Eine Kupferstich-Titelvignette, drei Kupferstichtafeln, darunter der Kreuzigungsholzschnitt sowie mehreren Vignetten und etlichen Notendrucken in Holzschnitt. Aus dem Besitz Alfred I. Fürst zu Windisch-Graetz (1787-1862), dessen Wappen der Silbereinband trägt.

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Tilo Hofmann
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Highlight

Horologium pulsat - vita fugit.
„Die Uhr schlägt - das Leben vergeht.“

Monumentales barockes Turmuhrwerk

Ein 350 Jahre altes Meisterwerk der Technik aus Eisen, Bronze, Stein und Holz erzeugt einen Herzschlag der Zeit, der ganze Generationen begleitete. Die Zahnräder greifen vollendet ineinander, sie messen die Stunden mit Präzision – und mahnen, dass auch unser Maß begrenzt ist.

 

Dieses monumentale Uhrwerk des 17. Jahrhunderts ist mehr als ein Mechanismus aus Eisen und Zahnrad – es ist ein Sinnbild menschlicher Kunst und Vergänglichkeit. In vollendeter Präzision schlägt es die Stunden, ordnet den Tag und erhebt den Blick zum Ewigen. Doch jeder Schlag ruft auch ins Gedächtnis: Wie das Räderwerk unaufhaltsam kreist, so rinnt auch das Leben dahin – ein klingendes Memento mori im Takt der Jahrhunderte.

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