Guillermus Parisiensis (1437-1485)
Postilla super epistolas et evangelia.
Anton Koberger, Nürnberg, 23. April 1496
Berühmte Postille des Guillermus Parisiensis, hier als äußerst seltene Inkunabelausgabe, gedruckt von Anton Koberger aus dem Jahr 1496. Postillen sind Musterpredigten für den Gebrauch von Predigern. Die Texte dieser Postilla entstanden wahrscheinlich 1437 und 1439. Das Werk war ein Bestseller der Inkunabel-Zeit. Als Verfasser der im 15. und 16. Jahrhundert sehr geschätzten Postille wird traditionell der Pariser Bischof Guillelmus genannt. Der gelehrte Dominikaner befasste sich u. a. mit Quellentexten des Augustus, Hieronymus und Thomas von Aquin.
„Die Postilla basiert mit Sicherheit auf dem gleichnamigen ungedruckt gebliebenen Werk des Dominikaners Johannes Herolt, das in zahlreichen Handschriften überliefert ist“ (vgl. GW X 426ff. zur Verfasserfrage und Überlieferung). Ein Vergleich der Inkunabelausgaben mit einigen Handschriften der Postilla Discipuli des Johannes Herolt lässt erkennen, dass Guillelmus Parisiensis redaktionelle und textliche Veränderungen lediglich am Evangelien-Teil vorgenommen hat. Einige Predigten sind im Umfang stark erweitert, andere dagegen gekürzt worden.
Zweispaltige, gotische Type in 51 Zeilen mit den Kommentartexten. Eingeschlossen hiervon ist der jeweilige Grundtext (Interlinearglossen). Jungfräuliche, leere Initialspatien.
Satzspiegel: 16 x 11 cm; Blattgröße: 20,5 x 14 cm.
144 Blatt. Im Einzelnen: 2 nicht num. Blatt; 141 röm. num. Blatt I-CXLI; 1 nicht num. Blatt. Vollständig.
Lagenformel: A-S8.
Halbledereinband des 19. Jahrhunderts. Marmorisierte Pappdeckel. Lederrücken mit goldgeprägter Titelaufschrift. Guter Zustand. Buchblock fest und stabil. Rücken und Gelenke berieben und beschabt. Rückgelenk bzw. Leder am Schwanz eingerissen und mit Klebeband verstärkt.
Quartformat: 21,5 x 15,5 x 2,5 cm.
Guter Originalzustand mit Gebrauchsspuren. Seiten gleichmäßig leicht gebräunt, stellenweise braun- und in den Außenrändern wasserfleckig. Titel stärker gebräunt und fleckig und mit getilgten, alten, handschriftlichen Besitzeintrag. Anfangs stärkere Wurmlöcher im Rand und Text. Diverse handschriftliche Marginalien auf Seite 68-69.
Auf dem vorderen Vorsatz handschriftlicher Schenkungseintrag von A. Lomon (1817-1873), französischer Journalist bzw. seinem Sohn Aristide Lomon (?) an seinen Freund Rigauls.
Literatur: ISTC ig00701000; GW 11975; BSB-Ink H-174; Goff G-701; BMC II:144; Goff G701; Hain/Copinger C 8290; Not in Polain.
Bibliotheken: Lt. ISTC weltweit lediglich in 24 Bibliotheken vorhanden, fünf Exemplare davon unvollständig.
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft der vorliegenden Inkunabel bestätigt. Das Werk ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit der Lost-Art-Datenbank abgeglichen.

Guillermus Parisiensis
Postilla super epistolas et evangelia.
Anton Koberger, Nürnberg, 23. April 1496


Ein 350 Jahre altes Meisterwerk der Technik aus Eisen, Bronze, Stein und Holz erzeugt einen Herzschlag der Zeit, der ganze Generationen begleitete. Die Zahnräder greifen vollendet ineinander, sie messen die Stunden mit Präzision – und mahnen, dass auch unser Maß begrenzt ist.
Dieses monumentale Uhrwerk des 17. Jahrhunderts ist mehr als ein Mechanismus aus Eisen und Zahnrad – es ist ein Sinnbild menschlicher Kunst und Vergänglichkeit. In vollendeter Präzision schlägt es die Stunden, ordnet den Tag und erhebt den Blick zum Ewigen. Doch jeder Schlag ruft auch ins Gedächtnis: Wie das Räderwerk unaufhaltsam kreist, so rinnt auch das Leben dahin – ein klingendes Memento mori im Takt der Jahrhunderte.