Johann Dietenberger (1475-1537)
Biblia beider Allt vnnd Newen Testamenten
fleissig / treülich vnd Christlich / nach alter / inn Christlicher kirchen gehabter Translation / mit außlegung etlicher dunckeler ort / vnnd besserung viler verrückter wort vnd sprüch / so daß anhere inn andernn kurz außgangnen theutschen Bibeln gespürt vnd gesehen. Durch D. Johan Dietenberger / new verdeutscht / Gott zur ewiger ehre / vnd wolfarth seiner heiligen Christlichen Kirchen. Mit Röm. Köngl. Ma. Gnad vnd Freyheyt, Gedruckt zu Meyntz Im jar nach Christi Gepürt XVC. XXXIIII.
Peter Jordan für Peter Quentel in Köln Mainz, 1534
Sehr seltene Erstausgabe der Dietenberger-Bibel und die erste katholische Vollbibel in deutscher Sprache, noch im selben Jahr erschienen, in dem auch Martin Luther seine Übersetzung des Alten und Neuen Testaments vollendet hatte. Sie bildet somit das Gegenstück zu der im selben Jahr in Wittenberg erschienen Luther-Übersetzung. Dietenberger stützt sich auf die Übersetzung Hieronymus Emsers, durch dessen Herausgabe und Druck Quentel sich bereits früher gegen die lutherische Übersetzung gestellt hatte.
Die auch in vielen anderen Ausgaben benutzte Bilderfolge Hans Sebald Behams zum Alten Testament liegt hier in einer ihrer ersten Verwendungen vor. Zwei Holzschnitte zu Simson und Delila sind nur in dieser Ausgabe enthalten. Die Illustrationen von Anton Woensam von Worms wurden aus der 1529 in Worms bei Peter Schöffer gedruckten Bibel übernommen (vgl. Merlo, Woensam 140, 27).
Im Frühjahr 1534, noch vor Martin Luthers Vollbibel (Oktober 1534), erschien diese katholische Gegenbibel von Johann Dietenberger. Dietenberger war einer der erbittertsten Gegner Luthers. Im Rahmen des Reichstags zu Augsburg, im Jahr 1530, wurde er beauftragt die gegen die Confessio Augustana gerichtete Schrift der katholischen Kirche (Confutatio Augustana) mit zu verfassen. 1532 wurde er als Professor an die Universität Mainz berufen. Sein bedeutendstes Werk ist diese hier vorliegende Bibel. Im Alten Testament versuchte er selbstständig diese u.a. aus dem hebräischen Text zu übersetzen. Doch bereits nach wenigen Kapiteln gab er auf. So nahm er die alttestamentliche Teile der Lutherübersetzung, die bis dahin erschienen waren und berichtigte diese nach der Vulgata (lateinische Bibel). Zudem übernahm er Teile aus der Zürcher Bibel, sowie aus den Wormser Propheten. Im Neuen Testament übernahm Dietenberger die Ausgabe von Hieronymus Emser (der wiederum Luthers Übersetzung als Vorlage genommen hatte und nur einige Stellen nach der Vulgata berichtigte). Man kann sagen, dass die Dietenberger-Bibel zu rund 80% den Luthertext wiedergab, auch wenn diese Bibel allgemeinhin als eine „Patchwork-Edition“ gilt.
Nach der Erstausgabe von 1534 erschienen 1540 die zweite und 1550 eine dritte Auflage. Bis 1600 erschienen stolze 16 Auflagen. Bis ins späte 18. Jahrhundert war die Dietenberger-Bibel die am meisten verbreitete Bibelübersetzung in allen deutschsprachigen katholischen Regionen, abgesehen von Bayern und dem Salzburger Raum, wo die Eck-Bibel stärkere Verwendung fand. Der letzte Druck einer Dietenberger Bibel erschien im Jahr 1776.
Zweipaltiger Druck in gotischer Type. Römische Paginierung. Drei große Holzschnitt-Bordüren auf dem Titel, dem Zwischentitel und dem letzten Blatt. Die Einfassung des Titelblattes von Anton Woensam von Worms ist von einem Stock gedruckt und zeigt oben Kardinal Erzbischof Albrecht von Mainz, an den Seiten und im Fußstück die Würdenträger des Erzstiftes Mainz. Die beiden anderen Einfassungen zeigen Wappen. Die Bibel umfasst insgesamt 104 Holzschnitte (davon 33 große) von Hans Sebald Beham (69) und Anton Woensam von Worms (30) sowie hunderte große und kleine figürliche Holzschnitt-Initialen.
4 nicht num Blatt; 578 röm. num. Blatt (I-CCCCCLXXVIII); 4 nicht. num. Blatt. Vollständig.
Lagenformel: *4; A-Z6; a-z6; AaXx6; YyZz4; aa-dd6 e4; f-zz6; Aa-Dd6; Ee-Gg4.
Originaler Renaissanceeinband. Blindgeprägtes Schweinsleder über massiven Holzdeckeln. Die Deckel mit rechteckig und diagonal verlaufenden Streicheisenlinien. Mittelkästen mit sechs Stempelrollen (Blüten). Die ungewöhnliche, von uns nicht nachweisbare, breite Außenrolle mit Rautengerank und rechts oben mit einem Bogenschützen. Acht getriebene und ziselierte Eck- sowie zwei zwei Mittelbeschläge. Zwei intakte Schließen. Der Vordere Buchblock mit etlichen Blattweisern.
Sehr guter Zustand. Buchblock und Bindung fest und stabil. Deckelleder berieben und fleckig und mit wenigen Wurmlöchlein. Der Einband wurde fachmännisch und unter Erhaltung der Originalsubstanz restauriert. Hierbei wurde der Rücken optisch kaum sichtbar und die Vorsatzblätter erneuert.
Folio: 36,5 x 25,5 x 11 cm.
Guter Zustand mit Alters- und Gebrauchsspuren. Breitrandiges und im Satzspiegel überwiegend sauberes Exemplar. Papier durchgehend gleichmäßig gebräunt. In der ersten Hälfte im unteren Rand und im Bug stärker wasserfleckig, danach nachlassend und im letzten Drittel nicht mehr sichtbar. Die vier Blatt Titel und Vorstücke fleckig, neu angefalzt sowie mit restaurierten Randläsuren und einigen Wurmlöchern. Blatt CCCCLXXVII mit größeren hinterlegten Ausriss unten mit Textverlust. Sonst in einem ordentlichn Zustand. Etliche handschriftliche Marginalien und Kommentare einer alten Hand.
Literatur: VD16 B 2693; BM German Books 89; Wedewer 453 ff. u. 470ff; Adams B 1161; Bibelslg. d. WLB E 273; Wedewer, Dietenberger 470-472; Pauli, Beham 277-358 u. S. 483.
Bibliotheken: VD16 verzeichnet 21 Exemplare im deutschsprachigen Raum.
Hiermit bestätigen wir Originalität sowie einwandfreie Herkunft der vorliegenden Bibel. Diese ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit der LostArt-Datenbank abgeglichen.
Im Frühjahr 1534, noch vor Martin Luthers Vollbibel (Oktober 1534), erschien diese katholische Gegenbibel von Johann Dietenberger. Dietenberger war einer der erbittertsten Gegner Luthers. Im Rahmen des Reichstags zu Augsburg, im Jahr 1530, wurde er beauftragt die gegen die Confessio Augustana gerichtete Schrift der katholischen Kirche (Confutatio Augustana) mit zu verfassen. 1532 wurde er als Professor an die Universität Mainz berufen. Sein bedeutendstes Werk ist diese hier vorliegende Bibel. Im Alten Testament
Ein 350 Jahre altes Meisterwerk der Technik aus Eisen, Bronze, Stein und Holz erzeugt einen Herzschlag der Zeit, der ganze Generationen begleitete. Die Zahnräder greifen vollendet ineinander, sie messen die Stunden mit Präzision – und mahnen, dass auch unser Maß begrenzt ist.
Dieses monumentale Uhrwerk des 17. Jahrhunderts ist mehr als ein Mechanismus aus Eisen und Zahnrad – es ist ein Sinnbild menschlicher Kunst und Vergänglichkeit. In vollendeter Präzision schlägt es die Stunden, ordnet den Tag und erhebt den Blick zum Ewigen. Doch jeder Schlag ruft auch ins Gedächtnis: Wie das Räderwerk unaufhaltsam kreist, so rinnt auch das Leben dahin – ein klingendes Memento mori im Takt der Jahrhunderte.