Leonhart Fuchs (1501-1566)
New Kreütterbuch/ in welchem mit allein die gantz histori/ das ist/ namen/ gestalt/ statt und zeit der wachsung …
Michael Isengrin, Basel, 1543
Seltene erste deutsche Ausgabe dieses berühmtesten und schönsten Kräuterbuchs der Renaissance, hier in einem prachtvollen Altkolorit vorliegend.
Vor allem die Qualität der botanischen Abbildung ist die Ursache für den Ruhm des Buches. Nissen schreibt hierzu:
„Fuchs hat offenbar (im Gegensatz zu Bock u.a.) auch auf die Illustration einen bestimmenden Einfluß ausgeübt. Bereits die Auswahl, die nur unversehrte und ausgewachsene Exemplare zur Darstellung hat kommen lassen, läßt darauf schließen. Unmittelbarer spürt man seine Hand in gewissen Einzelheiten, so wenn etwa der besseren Kenntlichkeit zuliebe bald hier ein Blatt, eine Blüte dort anders gestellt ist als an der lebenden Pflanze…Das wiegt jedoch gering gegenüber der Tatsache, daß es seinem unaufhörlichen Einwirken zu danken ist, wenn die Abbildungen neben ihrer künstlerischen Vollkommenheit auch eine botanische Genauigkeit und Brauchbarkeit aufweisen, die niemals wieder übertroffen worden ist. Da das Werk auch in typographischer und drucktechnischer Hinsicht ungemein sorgfältig geplant und geschmackvoll angeordnet ist…so ist sein Ruhm, den es allezeit, auch in nichtbotanischen Kreisen, genossen hat, wohl berechtigt…Überhaupt ist die Ausstattung über alles Lob erhaben.“
„Man kann dieses Werk bedenkenlos als das großartigste Kräuterbuch bezeichnen. Heute noch benützt man in wissenschaftlichen Werken seine Abbildungen, da es bis heute nichts Schöneres und Wertvolleres gibt“ (Heilmann S. 204).
„Von den Hauptwerken der drei Väter der Botanik ist das Fuchs’sche Kräuterbuch im ganzen genommen das schönste, sowohl in seiner typographischen Ausgestaltung, als auch in seinen Abbildungen.“ (Schmid, Kräuterbücher S. 92)
Diese deutsche Ausgabe erschien ein Jahr nach der Erstausgabe in lateinischer Sprache. Grund für die Übersetzung war wohl die Überlegung Isengrins, das Werk nicht nur dem kleinen Kreis der Gelehrten, sondern einer breiten Leserschaft zugänglich machen zu wollen.
Mit Kräuterbüchern wurde zu jeder Zeit stets rege gearbeitet, das beweisen in diesem Exemplar die zahlreichen zeitgenössischen handschriftlichen Marginalien, so dass ein guter Erhaltungszustand äußerst selten ist. Das hier vorliegende Exemplar befindet sich in einem guten, teilweise restaurierten Zustand; am Ende fehlen lediglich fünf Blatt.
Leonhart Fuchs war Medizinprofessor in Tübingen, Übersetzer, Herausgeber, Kommentator und Botaniker des Humanismus. Zusammen mit Otto Brunfels und Hieronymus Bock zählt er zu den „Vätern der Botanik“. Mit Conrad Gessner gilt er als Begründer der modernen wissenschaftlichen Botanik. Sein illustriertes und 1543 in Basel gedrucktes New Kreüterbuch zeugt von humanistischer Gelehrsamkeit.
Einspaltiger Druck in gotischer Type (Register zweispaltig). Einleitend mit Holzschnitt-Porträt des Verfassers sowie im Werk mit insgesamt 511 (von 517) altkolorierte Pflanzenholzschnitte. Diese stammen von Viet Rudolph Speckle nach Heinrich Füllmaurer und Albert Meyer. Alle drei Künstler sind am Ende des Werkes mit einem schönen Holzschnitt portraitiert. Zwei altkolorierte Holzschnitt-Druckermarken.
Blattmaße: 35 x 23 cm; Satzspiegel: 29 x 16 cm.
439 (von 444) nicht num. Blatt. Es fehlen die fünf Blatt BB1-BB5 der letzten Lage mit sechs Holzschnitten.
Lagenpaginierung: a6-z6; A6-Z6; Aa6-Zz6; AA6-BB8
Moderner brauner, marmorierter Leder-Einband mit geprägtem Autorennamen auf dem Rücken. Gebunden auf fünf echten Bünden. Stabiler, passend gefertigter Buchschuber mit Lederkanten und Bezug aus Ornamentpapier. Vorsätze erneuert. Guter Zustand. Buchblock fest und stabil.
Folio: 36 x 25,5 x 9 cm; Abmessungen Schuber: 37 x 25,5 x 10 cm; Gewicht: 4,1 kg.
Überwiegend guter bis sehr guter Zustand. Gleichmäßig nur leicht gebräunt und in den Rändern partiell finger- und stockfleckig. Feste Papierqualität und kräftiger Druck.
Mängel: Titel und weitere fünf Blatt mit restaurierten Fehlstellen und komplett in Japanpapier eingefasst und stabilisiert (Cc, Ll6, Blatt mit Druckvermerk, Druckermarke und Porträts). Blatt a4 mit Randausriss ohne Textverlust, lediglich etwas Verlust an den handschriftlichen Marginalien. Blatt U5 mit Randeinriss ohne Textverlust. Blatt Rr6 mit großem Ausriss mit Textverlust und mit Japanpapier restauriert, Blatt Rr5 mit Papier übergeklebtem Riss, dadurch wenig Verlust an der Darstellung. Das Altkolorit in sehr guter Qualität, teilweise wenig durchschlagend bzw. mit Abklatsch. Zahlreiche zeitgenössische handschriftliche Marginalien (teilweise latinisierte Bezeichnungen unter den Pflanzennamen).
Literatur: VD16 F 3243; Nissen, Kräuterbücher S. 63; Stafleu/Cowan 1910; Pritzel 3139; Adams F 1107; Nissen BBI 659; Heilmann S. 29 f und 162 f; Wellcome 2443.
Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des vorliegenden Kräuterbuchs bestätigt. Dieses ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter
New Kreütterbuch – Erstausgabe
Michael Isengrin, Basel, 1543
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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