IM SÄCHSISCHEN MEISTER-EINBAND

Das Buch mit den Sieben Siegeln

AUTOR

Sebastian Franck (1499-1542)

TITEL

„Das Verbüthschiert mit siben Sigeln Verschlossen Buch/ das recht niemandt auffthun/ verstehen oder läsen kann/ dann das Lamb/ und die mit dem Thaw bezeichnet/ das Lam angehören/ sampt einer Vorred von den siben Sigeln/ was die seyen/ und wie die auffthan werdten. Zu letst ein kleine eynleitung und anweysung in die Heylige Schrifft…“

DRUCK

Georg Rab, Pforzheim, 1559.

BESCHREIBUNG

Äußerst seltenes Werk über das legendäre „Buch mit den sieben Siegeln“. Es handelt sich um den zweiten Druck der erstmals 1539 in Augsburg bei Heinrich Steiner erschienenen Schrift des Basler Gelehrten und spiritualistischen Schriftstellers Sebastian Franck. Das Werk ist eine Anleitung zur Lektüre der Bibel, die als „verbütschiertes“ (versiegeltes) Buch dargestellt wird. Der Autor will dem Leser zeigen, wie die „sieben Siegel“, mit denen die Bibel vermeintlich im Verständnis verschlossen ist, zu öffnen sei. Nach seiner Darstellung ergibt sich die Auflösung von Widersprüchen, wenn man von der wörtlichen Bedeutung gegensätzlicher biblischer Aussagen absieht und sich der übergeordneten spirituellen Wahrheit zuwendet, die jeweils beide Aussagen umfasst. Über das Buch mit den sieben Siegeln wird ausführlich ab dem fünften Kapitel der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament der Bibel berichtet. Dabei wird in einer sehr bildreichen und visionären Sprache geschildert, wie nacheinander die sieben Siegel an einer „innen und auf der Rückseite beschriebenen“ Buchrolle (Offb 5,1 EU) durch das Lamm (ein Symbol Jesu Christi) geöffnet werden, wodurch die Apokalypse ausgelöst wird.

Beim Öffnen der ersten vier Siegel werden nacheinander die vier apokalyptischen Reiter auf die Erde losgelassen (Offb 6,1–8 EU). Das fünfte Siegel lässt unter dem Altar die Seelen der Märtyrer sichtbar werden. Diese verlangen Vergeltung für ihren Tod (Offb 6,9–11 EU). Das sechste Siegel lässt die Erde beben, die Sonne färbt sich schwarz, der Mond wird wie Blut und die Sterne fallen auf die Erde (Offb 6,12–17 EU). Es wird daher oft bereits als Zeichen des Weltuntergangs gedeutet, aber auch als Zeichen für die Errettung der vor Gott Gerechten. Das siebte Siegel ist schließlich das definitive Ende der bisherigen Welt. Sie wird durch sieben Engel mit Posaunen und einen achten mit dem Rauchfass verheert (Offb 8,1–9 EU).
(Quelle: wikipedia auszugsweise)

Will-Erich Peuckert urteilt in seiner Franck-Biographie auf Seite 382: „Es ist ein Buch voll revolutionären Inhaltes, es ist eine Arche Dynamit. Es wird (damit) wahrhaftig eine ungeheure Unruhe angestiftet, so daß man es beinahe eine Vernichtung der Bibel nennen möchte. Nur Irre-machen, nur Unruhig-machen wollte mit dem Buch Sebastian Franck.“.

Von großer Seltenheit. Laut VD 16 ist das Werk nur in 6 Bibliotheken vorhanden (Berlin, Freiburg, Halle, Koblenz, Trier und Wolfenbüttel).

AUSSTATTUNG

Titel in Schwarz-/Rot-Druck mit großem Titel-Holzschnitt. Dieser zeigt einen Gelehrten mit verbundenen Augen in einem Gewölbe vor dem titelgebenden Buch mit den sieben Siegeln. Um den Holzschnitt umlaufend einige Bibelzitate.
Blattgröße: 31,5 x 20 cm; Satzspiegel: 25,5 x 15 cm.

KOLLATION

14 nicht num. Blatt, inkl. Titel, Vorrede und Register. 406 römisch num. Blatt. Vollständiges Werk.

EINBAND

Originaler Renaissance-Einband, eines wohl Sächsischen Meisters. Blindgeprägtes Schweinslederband über massiven Holzdeckeln. Deckel außen mit Palmettenfriesrolle, darunter Evangelistenrolle sowie um die Mittelkästen Portraitrolle mit Sachsenwappen und Schwertern. Auf dem hinteren Deckel oben in der Köpfe-Rolle die Jahreszahl „1551“ erkennbar. Mittelplatte vorn mit Judith mit dem Haupt des Holofernes. In dieser Formgebung nicht in EBDB und nicht in Kyriss. Die Platte des hinteren Deckels ist zu abgerieben für eine Identifizierung. Originale, intakte Messingschließen. Gebunden auf vier Doppelbünden. Deckelkanten mit Griffmulden. Insgesamt noch guter Originalzustand mit stärkeren Alters- und Gebrauchsspuren. Buchblock fest und stabil. Deckel mit Wurmlöchern fleckig und berieben. Ecken bestoßen, die oberen stärker und mit Substanzverlusten. Kanten und Kapitale bestoßen und lädiert. Gelenke berieben. Vorderes Innengelenk angebrochen. Aufgrund der Seltenheit des Wertes und der Bedeutung des Einbandes empfehlen wir eine schonende Einbandrestaurierung. Wir haben hierauf verzichtet, da wir den Einband im absoluten Originalzustand erhalten wollten.
Folio: 34 x 23 x 6 cm.

ZUSTAND

Gute Erhaltung mit Altersspuren. Erste Lage stärker fleckig und wurmstichig sowie mit kleineren Randläsuren. Titel im unteren Rand mit einigen Notizen und Besitzereinträgen. Im oberen Rand durchgehend mit verlaufendem, starkem Tintenfleck. In diesem Bereich auch einige Wurmlöchlein, anfangs und gegen Ende in Wurmspur übergehend. Ansonsten durchweg saubere Papierqualität, kräftiger Druck und festes Bütten.

PROVENIENZ

C. F. Lützelberger – dessen handschriftlicher Besitzeintrag auf dem Titelblatt, wohl aus dem 17. Jhd.
Weiterer Besitzeintrag „Joh(ann) P… Müller“ sowie Löschung des obigen Besitzers.

REFERENZEN

VD16 F 2137; Goedeke II, 14, 33; Graesse II, 627.

KULTURGUT SICHER ERWERBEN

Hiermit wird die einwandfreie Herkunft des vorliegenden Werkes bestätigt.
Dieses ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter.

 

Preis
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Katrin Hofmann
Artikelnummer
S155
DAS BUCH MIT DEN SIEBEN SIEGELN

Sebastian Franck

Georg Rab, Pforzheim, 1559

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Highlight

Wahrlich ein unglaublicher Schatz!

Das Vierte gedruckte Buch:
Schöffers Durandus von 1459

Diese hier vorliegende Druckausgabe der „Rationale“ von Durandus ist von höchster Bedeutung für die Geschichte der Typographie und gilt als das dritte datierte und vierte überhaupt gedruckte Buch. Vorausgegangen waren lediglich die um 1455 gedruckte Gutenbergbibel sowie die ebenfalls in der Offizin von Fust und Schöffer entstandenen Psalter vom 14. August 1457 und vom 29. August 1459. Eigens für diesen Druck schuf Peter Schöffer die sogenannte „Durandus-Type“, eine Gotico-Antiqua, die Elemente der Rotunda mit den Stilmerkmalen der italienischen Humanistenhandschriften verbindet.

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