Ranulph Higden (1280-1364)
William Caxton (1422-1491)
Polycronicon
Nach der Übersetzung von John Trevisa, editiert und fortgesetzt von William Caxton.
William Caxton, Westminster, zwischen dem 2. Juli und dem 20. November 1482
Erste Ausgabe des Polychronicon, der höchst einflussreichen ersten englischen Universalgeschichte aus der Feder von Ranulph Higden, des Chronisten und Benediktiners zu St. Werburgh in Chester. Diese wurde herausgegeben vom Kaplan Lord Berkeleys, John of Trevisa und gedruckt von dem ersten englischen Drucker William Caxton.
Geschildert wird die Weltgeschichte seit der Schöpfung bis ins Jahr 1360. Caxton selbst passte die Übersetzung dem modernen Duktus an und fügte einen weiteren Teil an, in dem er die Geschichte auf seine Zeit fortführte, wobei seine wichtigste Quelle hierbei Rolewinck´s „Fasciculus Temporum“ bildete.
Für die englische Historiographie ist das Polychronicon eine oft konsultierte und zitierte Quelle, die nachweislich von John Wyclif, Geoffrey Chaucer und John Lydgate benutzt worden war (vgl. A. S. G. Edwards The lnfluence and Audience of the Polychronicon, in: Proceedings of the Leeds Philosophical and Literary Society XVII, 1978-81, S. 113fo.
Das Polychronicon ist der zweitlängste von Caxton gedruckte Text nach Jacobus de Voragines Legenda Aurea, The Golden Legend, den der Drucker in Westminster ein Jahr später druckte.
Einspaltige, gotische Type in 40 Zeilen. Caxton-Bastarda 4:95. Jungfräuliche Initialspatien. 16 Blatt aus einem anderen Exemplar eingebundene Blatt mit roten Lombarden und Teilrubrizierung in Rot. Blattformat: 26 x 19,5 cm. Satzspiegel: 19 x 12 cm.
429 (statt 450) Blatt. Gezählt: (20); I-CCxxv; (1); CCxxxj-CCCCxxviij (1). Es fehlen 16 Text- und 5 weiße Blätter. Die fehlenden Textblätter (a2-8, cl, 54/1, 55/1-7) sind als kaum sichtbare Faksimile auf altem Papier eingebunden. 27 weitere Blätter wurden aus zwei anderen Exemplaren eingebunden (c4, 1/2 47/2-7, 50/1, 52/6-8, 53/1-8, 54/2-8) und sind an den Rändern alt ergänzt und restauriert. Lagenformel: a-b8 c4 1-288 s2 29-488 494 50 52-558.
Prachtvoller, blindgeprägter, englischer Kalbslederband um 1860, aus der Werkstatt von F. Bedford (signiert). Goldgeprägter Rückentitel. Goldene Innenkantenfilete und dreiseitiger Goldschnitt. Der Band lagert in einer passenden, dunkelgrünen Maroquinkassette. Ebenso goldgeprägter Rückentitel sowie reiche Filetenvergoldung sowie acht großen Eckfleurons mit Eicheln und Eichenlaub (signiert: Sangorski & Sutclife, London). Sehr guter Zustand mit Gebrauchsspuren. Kanten und Gelenke berieben, Ecken geringfügig bestossen. Folio: 28,5 x 20,5 x 5 cm.
Größtenteils sehr guter, teils guter Zustand. Insgesamt ein prächtiges Exemplar, die meisten Blätter wohlerhalten und frisch und mit bestem kontrastreichen, scharfen Typendruck der berühmten Caxton-Bastarda 4:95. Die aus einem anderen Exemplar ergänzten Blatt teils knapp um den Text beschnitten und kaum sichtbar angerändert. Blatt b1 und c4 mit Ausriss und faksimiliert ergänztem Textverlust. Blatt I breit rechts angerändert. Mehrere kleine Anränderungen an einigen Ecken. Zahlreiche geschlossene Einrisse. Durchgehend geglättet und sorgfältig gereinigt und schonend gewaschen, teils jedoch mit Verblassung alter handschriftlicher Marginalien. Teilweise leicht gebräunt und nur wenig angestaubt. Vorsätze papierbedingt gebräunt.
Lord Aldenham – Bibliothekschilder und gestochenes Exlibris auf dem Vorsatz, Lord Aldenham House Herts.
W.A. Foyle, Beeleigh Abbey – Rotes, goldgeprägtes Exlibris
Henry H. Gibbs, St. Dunstans – Handschriftlicher Eintrag, datiert auf 1860.
Literatur: ISTC ih00267000; GW 12468; Hain-Copinger 8659; Goff 1-1-267; Proctor 9645; Pollard-Redgrave 13438; Needham Cx 52; Oates 4080. 4081; Rhodes 921; Stillwell 1-1243; BMC XI, 127; Rhodes (Oxford Colleges) 921
Bibliotheken: Weltweit lt. ISTC lediglich ca. 15 vollständige Exemplare, ca. 35 Fragmente und in 10 Einrichtungen nur einzelne Blätter vorhanden.
Handel: Weltweit kein Verkauf eines vollständigen Exemplars bekannt, lediglich folgende Fragmente:
– Christie’s, Jul 12, 2000, lot 360, £60,000 (vorliegendes Exemplar, Alden/Foyle copy)
– Sotheby’s, Dec 13, 2007, lot 20, £50,000 (423 leaves)
– Sotheby’s, Dec 7, 2010, lot 8, £55,000 (443 leaves, Howard/Hesketh copy)
– Christie’s, Jun 23, 1993, lot 52, £36,000 (444 leaves, Hatton/Botfield copy)
Hiermit bestätigen wir Originalität sowie einwandfreie Herkunft der vorliegenden Inkunabel. Das Objekt ist zum Zeitpunkt des Verkaufs frei von Rechten Dritter und wurde mit dem Lost-Art-Register abgeglichen. Für die Lieferung außerhalb der EU ist eine Ausfuhrgenehmigung der Kulturbehörden erforderlich. Diese wird von uns nach Eingang des Kaufpreises beantragt und dauert ca. 14 Tage. Für die Verbringung in EU-Länder ist aufgrund der festgelegten Wertegrenzen keine Ausfuhrgenehmigung erforderlich.
William Caxton war der erste englische Buchdrucker und zugleich als Verleger und Übersetzer tätig. Er gilt als bedeutender Bildner und Reformer der englischen Sprache, da er in seinen Drucken und Übersetzungen aus den verschiedenen Dialekten ein modernes und einheitliches Englisch zu entwickeln verstand. Bereits in den 1440er Jahren kam er nach Brügge und war als Kaufmann überaus erfolgreich tätig. Er wurde 1463 zum Leiter der Merchant Adventurers, der Auslandsorganisation der englischen Kaufleute, gewählt. Als Acting Governor of the English Nation beyond the Sea war er ein einflussreicher diplomatischer Vermittler in den für den Tuchhandel wichtigen, aber durchaus konfliktträchtigen Beziehungen zwischen England und den in Flandern herrschenden Herzögen von Burgund. Er war Sekretär und Hofbibliothekar der englischen Prinzessin Margareta von York. Diese Tätigkeit motivierte ihn zu ersten eigenen Buchprojekten, die er in Köln 1471/1472 erstmals testete und dort auch das Druckerhandwerk erlernte. Seine erste eigene Druckerei richtete er mit Colard Mansion 1474 in Brügge ein. 1476 ging er nach London zurück und gründete in der Nähe der Westminster Abbey Englands erste Druckerei.
Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.
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