REFORMATION - GEWALT GEGEN KLOSTERMÖNCHE

Beschwerde der Franziskaner in Weida an den Kürfürsten

VERFASSER

Die Mönche des Franziskanerkloster Weida

TITEL

Beschwerdeschreiben der Franziskanermönche des Klosters Weida an Kurfürst Johann Friedrich dem Großmütigen aufgrund von Gewalttaten durch den Amtmann des Sequestrators.

ENTSTEHUNG

Kloster Weida, Mittwoch nach Jubilate 1533
Jubilate = 3. Sonntag nach Ostern = 14.Mai

BESCHREIBUNG

Eindrucksvolles Zeugnis der administrativen Probleme bei der Zwangsverwaltung der Klöster während der Reformation: Beschwerdeschreiben der Franziskanermönche des Klosters Weida an Kurfürst Johann Friedrich dem Großmütigen, einen Vorfall im Laufe der Sequestration betreffend. Hiernach hatte der Amtmann des Sequestrators, Heinrich vom Ende, die Mönche drangsaliert und den Gärtner des Klosters brutal geschlagen und ihm seiner Kappe beraubt.

… Darauff ist der gardian (Gärtner) nechst dienstags in gartten gangen den Wein gearbeit vnd beschnitten. Hatt sein Kappen ausgezogen vnd neben sich gelegt. Do ist der von Ende mit einem Knecht komen hat mit der faust ins angesicht geschlagen, daß im das blut zu mundt vnd nasen aüsgangen Vnd sein kappen mit […] vnd gewaltt genommen dieselb vff E c f g schloss Weida getragen so doch der gardiann sunst nichts anzuziehen.“.

Deutsche Handschrift auf Papier. Zweiseitig beschriebenes Doppelblatt, rückseitig mit Adresse und papiergedecktem Siegel des Klosters.

Das Franziskanerkloster Weida wurde 1267 gegründet. 1524 wird Weida im Zuge der Reformation protestantisch. Am 7. Oktober 1530 predigt Martin Luther auf seinem Rückweg von der Veste Coburg in der Stadtkirche St. Marien. Die vorherrschende These, dass 1527 das Kloster angeblich aufgelöst wurde ( siehe https://www.denkmalschutz.de/denkmal/stadtkirche-st-marien-weida.html ), wird mit dem vorliegenden Schreiben der Mönche vom 14. Mai 1533 widerlegt, denn bis zu diesem Zeitpunkt hat es hiernach einige Mönche im Kloster noch gegeben. Jedoch wurde im Jahr dieses Briefes die Klosterkirche der Franziskaner zur evangelischen Stadt- und Pfarrkirche erhoben (vgl. Stadtchronik Weida), was wohl das definitive Ende für die Mönche in Weida bedeutet hat.

TRANSKRIPT

„Dem durchlauchtigstenn Hochgebornenn Fürsten vnd Herren Herren Johann Fridrichenn Herzogen zu Sachsen Des Heiligen Romischen Reichs erzs Marschalck vnd Churfürst Landtgraffen in Doringen vnnd Marggraffen zcu Meissen vnseren genedigstem Churfürtsten vnnd Herren zu gnedigen Henden die parfusser monch In Weida beclagen sich ob dem ampt[mann] doselbst das er den Jardia (Gärtner) geschlagen [etc.] sol m gn h furgetragen werden.

Dürchlaüchtigster Hochgeborner Churfurst Ewernn Churfurstlichen gnaden friedt. Vnser convent gebe[t] kegen Got den Almechtigen sambt gehorsamen Pflichten zuvor Gnedigster Churfürst vnnd Herre Es haben Ewer Churfürstlich gnaden des voitlandes verordnete Sequestratores dem Erbaren Andressen Olzan [?] Schosser vnd dem radt bei vns aus crafft E c f g beuelich (Befehl), gepetten mit vnß zuverfügen das wir Heinrichen vom Ende den alden amptman alhi ein ihar lang woltten inß closter lassen einkomen Darinn er sich mit gutten fug anderswo vorsehen mochte [etc.].

Nun haben E c f g wie vnß in aller vnderthenigkeit gehorsamlich erzeigt vnd in allen din, so sie mit vnß an stadt E c f g geschafft willig vnd gerne eingangen. Waß sich aber von dem von Ende were das so zwischen vnß vororden zcugegangen werden E c f g in eingelegtter copien einer clag schrifft die warheit auß gnaden vormerck[en] Welche von dem rath zcu Weida, wie wir anders nicht wissen, den sequestratoren in der oster woche zu Zwickau vorgehalden.

Darauf sy inen [Euch?] anzuzeigen bevolen das sy Heinrichen vom Ende mit ernst an stadt E c f g vnttersagt vnd gepeten hetten daß er vnß mit nichte, [aber?] daß so im […] solde, Sündern sich, wie eyn Haußgenoß fridlich bei vnß haltten. Vnd dy […] welche er eingenohmen vnnd zcurbrochen, widderumb reumen vnd ergenzen soll. Vnd daß wir vnserß garttenß, davon er vnß gewaldiglichenn hatt wollen dringen zcu Vnsern besten gebrauchen soltten [etc.]. Darauff ist der gardian nechst dienstags in gartten gangen den Wein gearbeit vnd beschnitten. Hatt sein Kappen ausgezogen vnd neben sich gelegt. Do ist der von Ende mit einem Knecht komen hat mit der faust ins angesicht geschlagen, daß im das blut zu mundt vnd nasen aüsgangen Vnd sein kappen mit […] vnd gewaltt genommen dieselb vff E c f g schloss Weida getragen so doch der gardiann sunst nichts anzuziehen. Welches wir nimandts dan got vnd E c f g zu clagen wissen. Vnd bitten durch gottes Willen Ewer Churfürstlich gnaden wollte vnß für solchen […lichen] menschen, die do nimandts schonett, (wie er dan vf E c f g schloß an dem vicario […] er doselbst auch geschlagen reichlich beweist hat) gnediglichen schutzen damit wir armen brüder in E c f g  fürstenthum die gefahr leibs vnd lebens nit gewartten dörffen.

E c f g wolle sich hierinne als ein christlicher fürst in gnaden erczeigen, vnd vnser alder not vnd elend, (weilln wir der stadt mit arbeit des Kirchengebeudes in vnsrer iugent hochsten vhleisses gedint vnd ob gott wol nun in vnserm alder der genanten stadt noch kein schade sein wollen, in gnaden zcu Herzen furen.

Das weitter vnd [daß?] bedencken dan wir es furtragen mog[en]. Solches vmb E c f g langleben, christliche vnd sellige regierung kegen gotte zcuerbitten, wollenn wir vnserß Vermogens stetig befunden werdenn. Dat[um] Eilends Mittwoch nach Jubilate Anno [etc.] xxxiii E c f g

Genidige (gnädige) antwort vmb gottes willen bietten

E c f g Vnderthänig gehorsame Nicolay Beier, Bartholomey Rechman (oder Rachmann), Wolffgangus Burman, ordens personen, im parfüser closter zu Weida.“

ABMESSUNGEN

Doppelblatt 33,5 x 43,5 cm; Schriftspiegel: 26 x 16 cm.

ZUSTAND

Guter Zustand. Gleichmäßig etwas gebräunt und in den Rändern leicht lädiert. Gering angestaubt. Faltspuren.

PROVENIENZ

Sammlung Otto Hupp

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Preis
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Tilo Hofmann
Artikelnummer
S821
Bedeutender Brief des Franziskanerklosters Weida an Kurfürst Johann Friedrich I.

Kloster Weida, Mittwoch nach Jubilate 1533

Eindrucksvolles Zeugnis der administrativen Probleme bei der Zwangsverwaltung der Klöster während der Reformation: Beschwerdeschreiben der Franziskanermönche des Klosters Weida an Kurfürst Johann Friedrich dem Großmütigen, einen Vorfall im Laufe der Sequestration betreffend. Hiernach hatte der Amtmann des Sequestrators, Heinrich vom Ende, die Mönche drangsaliert und den Gärtner des Klosters brutal geschlagen und ihm seiner Kappe beraubt.

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Highlight

Mittelalterliche Bibelhandschrift

Biblia Sacra, Paris, um 1250

Reich illuminierte Handschrift auf Jungfernpergament. Diese Handschrift gehört zu den sogenannten „Perlbibeln“, den kleinsten Vollbibeln überhaupt. Dieser Handschriftentyp wurde im frühen 13. Jahrhundert im Umkreis der Pariser Universität entwickelt, um den neuen Bedürfnissen der sich zu dieser Zeit herausbildenden Metropolen zu entsprechen. Insbesondere die gewachsenen Anforderungen an Mobilität ließen die bis dahin in den Abmessungen eher voluminösen Bibeln auf ein Kleinstformat reduzieren. Sie passte somit unter die Kutten der Mönche, die das Wort Gottes in den Metropolen verbreiteten. Daher wird dieser Bibeltypus auch „Taschenbibel“ genannt.

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